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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPostsexuelle Körper
 
 
 
 
 

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»Fort-Da-Spiel« [33] , das Sigmund Freud am Beispiel seines Enkels als Einübung in An- und Abwesenheit (der Mutter) über das Spiel der Zeichen beschrieben hat. Die von Hayles konstatierten »flickering signifiers« hingegen spielen nicht mehr mit Präsenz und Absenz, sondern setzen auf »pattern und randomness«, die ständiger Mutation unterworfen sind. Diese Mutation sei für das posthumane Zeitalter das, was die Kastration für die Moderne, für die Ära des possessiven Individualismus, gewesen sei. So müsse man dem »Fort-Da-Spiel« Freuds im posthumanen Zeitalter David Cronenbergs Film »Die Fliege« (1986) zur Seite stellen, um die radikale Differenz zwischen gestern und heute erkennen zu können. Als nämlich dem Protagonisten des Films im Prozess seiner Verwandlung zur Fliege der Penis abfällt, erfahre sich dieser nicht mehr als kastriert, sondern als »posthuman«. [34] Deleuze und Guattari haben in ihrer Liste der Möglichkeiten des Etwas-ander(e)s- Werden dem »Tier-Werden« eine prominente Stelle zukommen lassen. Jedoch ist damit nicht die wirkliche Verwandlung in ein Tier gemeint, sondern - im Sinne Franz Kafkas »Verwandlung« - jener traumatische Schock zu verstehen, den man erfährt, wenn man nicht mehr auf zwei Beinen steht,

 

sondern zappelnd auf dem gepanzerten Rücken liegt. Es ist vermutlich einer Freudschen Fehlleistung zuzuschreiben, dass Hayles das Abfallen des Penis als erste Markierung eines posthumanen Zustands, eines »Jenseits des Menschen«- Zustands liest. Denn - sowohl die Psychoanalyse als auch die Immanenz-Philosophie von Gilles Deleuze - stimmen in einem Punkt überein: dass Menschsein und Sexuierung des Körpers zutiefst zusammenhängen. Hierzu schrieben 1986 die beiden französischen Psychoanalytiker, Laplanche und Pontalis: »The whole point is to show that human beings have lost their instincts, especially their sexual instinct and, more specifically still, their instinct to reproduce […] drives and forms of behaviour are plastic, mobile and interchangeable. Above all, it foregrounds their […] vicariousness, the ability of one drive to take place of another.« [35] Das heißt, Sexualität geht nie in Bedürfnisbefriedigung auf, sondern umfasst immer auch gleichzeitig die Dimensionen des Begehrens und des Anspruchs. [36] Wiederum sind es Psychoanalyse und der Deleuze`sche Ansatz, die darin übereinstimmen, dass auf dem Weg zur Mensch-

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