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Postsexuelle Körper
The Making of……… Begehren, digitales
Marie-Luise Angerer
 
 
 
 
 

 

Paul Virilio hat für die Digitalisierung unseres Lebens den Begriff der »tele-action« eingeführt und damit die Ersetzung eines direkten Handelns durch ein »Handeln-auf-Distanz« als neues Phänomen definiert. In seiner Sichtweise wird dieses Handeln, Kommunizieren und Fühlen auf Distanz jedoch à la longue zur völligen Desorientierung des Menschen führen: »To be used to mean to be somewhere, to be situated, in the here and now, but the situation of the essence of being is undermined by the instantaneity, the immediacy, and the ubiquity which are characteristic of our epoch.

[…] From now on, humankind will have to act in two worlds at once. This opens up extraordinary possibilities, but at the same time we face the test of a tearing-up of the being, with awkward consequences. We can rejoice in these new opportunities if and only if we also are conscious of their dangers.« [1] Dieses Zwei-Welten-Modell, das auch unter »tele-presence« verhandelbar ist, hat sich in der Zwischenzeit allerdings ohne große Mühe in Alltag und Kultur durchgesetzt und keine allgemeine Desorientierung provoziert. Stattdessen stellte sich - zumindest in der ersten Hälfte der 90er Jahre (des 20. Jahrhunderts) - eine

 

euphorische Grundstimmung ein.

Der Cyber-Raum wird als neuer Raum für Handeln und Erfahrung von Künstler/innen und Netz- User/innen in Besitz genommen. Er wird als freier, nicht limitierter Raum zelebriert, dem keine Schranken gesetzt sind. Der Körper und seine Geschlechtsmodalitäten werden dabei als zentrale Identitätsparameter entdeckt. Für das weibliche Geschlecht wird sogar eine neue Epoche ausgerufen: Sadie Plant, eine der Vertreterinnen der englischen Cultural Studies, erklärt das Netz zum omnipotenten Raum speziell für Frauen. »If the male human is the only human, the female cyborg is the only cyborg.« [2] Die australische Kulturtheoretikerin Zoë Sofoulis führt dies sodann weiter aus - vor dem Hintergrund des Cyborg-Gedanken, wie ihn Donna Haraway entwickelt hatte: »The future is unmanned, that is, neither dead or collapsed, but animated by other dynamic agents, including women and machines. From the perspective of cyberfeminism […] the question is not one of dominance and control of or submission and surrender to machines, but of exploring alliances and affinities, co-evolutionary possibilities, especially between women and technology.« [3]

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