Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPostsexuelle Körper
 
 
 
 
 

icon: previous page

Regeln und Ritualen ausmachen. Das heißt, die große Freiheit, das schrankenlose Genießen, Kommunikation und sexuelle Kontakte mit jedem und zu jeder Zeit führen zu einer Entleerung. Offenbar sind also Grenzziehungen, Einschränkungen, Gebote und Gesetze nötig, um jene Kraft am Leben zu erhalten, die die Psychoanalyse zu Beginn des 20. Jahrhundert als Libido bezeichnet hat und die seit Jacques Lacan als Begehren das Subjekt vor sich hertreibt.

Part eines Bildes sein

Wie kann man nun all die verschiedenen Fernseh-Events begreifen, in denen Menschen sich vor aller Öffentlichkeit entblößen, sich degradieren und lächerlich machen? Worauf ist das Verlangen zurückzuführen, jemandem über Internet anzumachen oder ihm eine gefälschte Autobiografie zu erzählen? Ist nicht jede Biografie falsch? Falsch, weil der Erzähler/ die Erzählerin gar nicht weiss, dass er/sie »erfindet«, dass er/sie sich »erfindet«, von sich ein Bild malt, in dem er/sie einen wunderbaren Platz gefunden/ eingenommen hat? Dieses »Teil-eines-Bildes-Sein« kann beim Fernsehen oder im Internet zunächst

 

durchaus literal verstanden werden: Im Studio, vor dem Studio-Publikum, im Licht der Scheinwerfer und im Blick der Kameras kann tatsächlich das Gefühl aufkommen, dabei zu sein, im Zentrum zu stehen, alle Blicke auf sich gerichtet, bewundert und begehrt zu werden von einer symbolischen Gemeinschaft. Im Netz ist in den verschiedenen chatgroups ähnliches erlebbar: dazu zu gehören. Das tägliche Ritual des Einloggens, das Sich-Verabschieden aus der Realität vor dem Computer und das Eintauchen in ein Bild, das für die Psyche nicht weniger Realitätsgrade aufweist als »wirkliche« Bilderwelten. Die Weite des Cyberspace ist nicht von ungefähr mit all jenen Metaphern aufgeladen worden, die mit Umherschweifen, Surfen, Leichtigkeit und Unbeschwertheit verknüpft sind. Zwei Interpretationen lassen sich hier anführen: Zum einen das »Im-Bild-Sein«, wie es Jacques Lacan als psychische Modalität des »In-der-Welt-Seins« definiert hat. Und zum zweiten einige Aspekte der Deleuze`schen Philosophie, die dem »nomadischen Subjekt« zuarbeiten. »Part eines Bildes« zu sein hat Lacan als Grundvoraussetzung bestimmt, um sich im Leben als Ich wahrzunehmen. Dabei hat er auf eine Theorie

icon: next page