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Three Transitions (Campus, Peter), 1973Pendelnder Fernseher (Kiessling, Dieter), 1983
 
 
 

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Video als immaterielles Medium

Die Untersuchung ästhetischer Eigenschaften der Videotechnik und die Beschäftigung mit optischen Verfremdungseffekten führt auch zu der Auseinandersetzung mit Video als reiner Lichtform. Die Bildinformation im Videoaufzeichnungsverfahren basiert im Gegensatz zum Film auf einer elektromagnetischen Information, die für die menschliche Wahrnehmung nur mittels technischer Apparaturen zugänglich ist. Das Videobild bietet dabei bemerkenswerte Möglichkeiten der Manipulation. Peter Campus inszeniert in »Three Transitions« (1973–1977) Wahrnehmungssituationen, die eigentlich unmöglich sind. Indem er unterschiedliche Perspektiven, die nicht gleichzeitig wahrnehmbar sind, miteinander verknüpft, stellt er die Struktur natürlicher Raumgefüge in Frage. In einer Sequenz durchschreitet Campus beispielsweise sein eigenes Abbild. Der Betrachter wird dabei Zeuge seiner eigenen Täuschung. Campus hinterfragt natürliche, physikalische Gesetzmäßigkeiten, indem er sie scheinbar durchbricht. Dabei macht er sich die Losgelöstheit des Videobildes von materiellen Bedingungen zunutze. Durch die Verbindung eigentlich divergierender Standpunkte, die durch die

 

Gleichzeitigkeit der Videobildwiedergabe simultan dargestellt werden können, erzeugt er eine künstliche Einheit von Zeit und Raum. Ausgangspunkt für diese Situationsanordnungen sind für Campus dabei sein »Interesse an Zeit-Räumen und der Akkumulation von Perspektiven, deren Umwandlung und Verlagerung von Licht und Elektrizität, die Rückkoppelung des eigenen, projizierten Abbildes, und die Balance und das Verschmelzen von Unterschieden, deren gemeinsame Ursprünge nicht direkt wahrzunehmen sind«.[31]

Unsere medialen Wahrnehmungsmöglichkeiten sind abhängig von medientechnischen Voraussetzungen. Diesen Einfluss auf unsere durch Erfahrung und Technik geprägten Sehgewohnheiten betont auch Dieter Kiessling in seiner Installation »Pendelnder Fernseher« (1983). Gewohnte Abbildungsverhältnisse werden hier scheinbar umgekehrt. In einer Feedbacksituation zwischen Kamera und Monitor, die ihren technischen Aufbau durchaus offen zeigt, gibt er wahrnehmungstechnische Rätsel auf. Um zu verstehen, was er sieht, muss der Betrachter sich die Differenz und die wechselseitige Abhängigkeit zwischen der physischen Situation und ihrer medialen Abbildung vor Augen führen.

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