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Black Gate Cologne (Piene, Otto; Tambellini, Aldo), 1968TV Interruptions; 7 TV Pieces (Hall, David), 1971Ten Works; Matchbox (Bruszewski, Wojciech), 1973
 
 
 

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Umsetzungen und künstlerischen Ansätzen der Erfahrungsaneignung. Technologische Neuerungen im Bereich der Massenkommunikation werden als Chance zur Entwicklung einer Massenkultur betrachtet. Aldo Tambellini, der 1968 gemeinsam mit Otto Piene die Fernseh-Live-Kunstsendung »Black Gate Cologne« produzierte, äußerte sich dazu geradezu enthusiastisch: »Technologie und Kultur stehen miteinander in einer Wechselbeziehung. Wir haben uns von einer industriell-elektronischen zu einer Kommunikations-Informations-Gesellschaft gewandelt. – Durch Telekommunikation sieht man einander von Bildschirm zu Bildschirm, und wir werden eins mit der neuen Wahrnehmung der Welt. Das elektromagnetische Spektrum muß als eine natürliche Quelle kreativer Aktivitäten angesehen werden. Übermittelte Information ist die neue Form von Kunst.«[29]

Viele Künstlerinnen und Künstler waren auf der Suche nach ästhetischen Ausdrucksformen, die die gegenwärtigen technischen Möglichkeiten nutzen oder sie sogar überwinden und dadurch mitkonstruieren. Dazu gehört seit den 1970er Jahren besonders die

 

Auseinandersetzung mit Sehgewohnheiten. So sendet David Hall 1971 unter dem Titel »TV Interruptions« eine Reihe von visuell irritierenden Filmsequenzen kommentarlos im öffentlichen Fernsehen. Dabei läuft beispielsweise der Monitor vorgeblich mit Wasser voll, das überraschenderweise, nachdem die Kamera um einen Winkel von 90 Grad gedreht worden ist, wieder abläuft, was die Erwartung einer gleichbleichenden Perspektive stört. Mit derartigen Eingriffen in die Sehgewohnheiten unterbricht Hall das Kontinuum der Fernsehrezeption am heimischen Bildschirm.

Wojciech Bruszewski stellt in seinen Film- und Videoarbeiten »Ten Works« (1973– 1977) audiovisuelle Untersuchungen an, in denen er die gewohnte Synchronität von Bild- und Tonebene aufhebt und damit deren Zusammenhang zur Disposition stellt. Der Zuschauer ist eher bereit, einen nachträglich vertonten Film hinzunehmen, als eine Störung der als natürlich angenommenen, in Wirklichkeit aber medial erzeugten Zusammengehörigkeit von Bild und Ton zu akzeptieren.[30]

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