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bestimmt, ins Kalkül: Denn digitale Daten sind prinzipiell ohne Referenz in der physischen Welt und haben damit ihren Abbildcharakter verloren. Im Unterschied zu traditionellen analogen Reproduktionsverfahren lässt sich das digitale Bild unabhängig vom Ausgangsmedium auf unendliche Variationen der Zeichen 1 und 0 reduzieren. Diese Zeichen verweisen auf nichts außer sich selbst – sie sind selbstreferentiell. Ohne diesen medialen Hintergrund sind die aktuellen Formen der Narration als zeitgemäßer Ausdruck der Wirklichkeitsveränderung nicht zu verstehen. Erst der Wandel vom analogen zum digitalen Medium macht den grundlegenden Zweifel, an dem, was wirklich ist, und die Suche nach veränderten Möglichkeiten der Repräsentation von Wirklichkeit verständlich.

Erzählung als konnektives System

Während Haltungen, Konzeptionen und Motive der Netzkunst und der interaktiven Kunst der 1980er große Gemeinsamkeiten mit der Videokunst der 1990er Jahre aufweisen, unterscheiden sie sich doch in einer Hinsicht voneinander: in der Wahl ihres Mediums. Ein Aspekt, der dann, wenn Wahrnehmungskonditionen des

 

Betrachters sowie kulturelle Dispositive der Kommunikation zum zentralen Thema werden, nicht zu unterschätzen ist. Denn die Wahl des Mediums ist immer auch ästhetisches Statement. Die Künstler, die den Computer als Medium einsetzen, transportieren dessen fortschrittsoptimistische Ideologien mit (und durchkreuzen sie in den oben angeführten Beispielen gleichzeitig). Sie haben in den 1980er Jahren als der Computer gerade dabei war, sich zum paradigmatischen Medium zu entwickeln, die ästhetischen Vorraussetzungen dafür geschaffen, dass der Betrachter seine veränderte Rolle als Benutzer einüben konnte.[32] Im ›Browsing‹ durch hypertextuelle Erzählstrukturen konnte er eine Kompetenz entwickeln, die es ihm ermöglichte, mit audiovisuellen Informationen umzugehen, deren Wirklichkeitscharakter obskur bleiben musste. Er übte sich in der Sinnproduktion dessen, was nicht gesagt werden kann, und verschaffte sich Zugang zu Bildern, die nichts abbildeten. Er navigierte durch ein System miteinander in Beziehung stehender Bedeutungen und lernte so, durch Referentialität temporäre ›Geschichten‹ zu bilden.

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