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Demgegenüber bezieht sich Lisa Jevbratts Projekt »1:1« (seit 1999) nicht von ungefähr auf Lewis Carroll (und indirekt natürlich auch auf Jorge Luis Borges) [45] , indem es den Anspruch verfolgt, durch ein hochauflösendes Bild das ›ganze‹ Internet abbilden zu können. Jeder Farbstrich in diesem abstrakten computergenerierten Bild entspricht einer IP-Adresse. »1:1« stellt damit nicht den ikonografischen Aspekt von Screenshots in den Vordergrund, sondern die strukturelle Analyse. Die Dynamik des Netzes wird als ›Schnappschuss‹ eines bestimmten Momentes erfasst, indem der gleiche Vorgang zwei Jahre später noch einmal wiederholt wird. Der Paradigmenwechsel ist bemerkenswert, wenn der Nutzer sich nicht mehr im ›Straßennetz‹ der Datenautobahn befindet, das vor allem über die Suchmaschinen immer nur zu bekannten Adressen führt, sondern von einem externen Standpunkt aus das Netz als ganzes betrachtet und die Erfahrung machen muss, dass dies weniger eine Karte zur besseren Navigation ist, als vielmehr eine Liste von Adressen mit Leerstellen, Sackgassen und Zugangsbeschränkungen. Auch wenn real die

 

»softbots« des Webcrawlers für »1:1« nur ca. 2% der Gesamtmenge von IP-Adressen zu dem gegebenen Zeitpunkt erfasst haben, so war dies eine zufallsgesteuerte und nicht-lineare Abtastung, die dadurch ein authentisches Bild des Netzes vermittelt. Das Netz, mit anderen Worten, ist ein ›Deep Web‹, das nur in einem Ausschnitt für die Öffentlichkeit zugänglich ist.

Die Performanz der »softbots«, bei »1:1« ebenso wie bei Google, spiegelt eine Gegenwärtigkeit vor, die dennoch eine Einbahnstrasse ist. Das System scannt das Vorhandene und visualisiert es je unterschiedlich, auch abhängig vom Interface. Damit fördern diese Programme unser Verständnis des Internets, sie lösen aber sein Versprechen einer kommunikativen Gegenwärtigkeit nicht ein. Zu Beginn der künstlerischen Auseinandersetzung mit den Speicher- und Sendemedien in den 1950er und 60er Jahren waren es John Cage und Nam June Paik, die partizipatorische Konzepte von Zwei-Weg- Kommunikation, Unbestimmtheit und den Zufall (Random Access) in die Kunst einführten. An der Übertragung und Umsetzung dieser Konzepte arbeiten heute nicht nur Künstler,

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