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Themenicon: navigation pathMapping und Texticon: navigation pathArchiv/Karte
Das Archiv, die Medien die Karte und der Text
Rudolf Frieling
 
 
 
 
 

 

Das Archiv und die Verfügbarkeit des Wissens

Die Etymologie täuscht in diesem Fall: Daten sind nie ›gegeben‹, denn sie werden produziert und manipuliert. Das Archiv sieht sich heute, genau wie die Technologien, mit denen es operiert, mit Prozessen der Fiktionalisierung [1] wie der Flüchtigkeit konfrontiert. Es steht vor strukturellen Problemen, die jedes universalistische Konzept unterlaufen. Daten wie Medien sterben jährlich, monatlich, täglich, so dass sich bereits eine lange Geschichte der ›Dead Media‹ aufzeichnen lässt. [2] Die viel zitierte Flüchtigkeit der elektronischen Medien ist zum einen technisch basiert, da der Innovationsdruck keine Kriterien wie Langlebigkeit zulässt, zum andern aber auch in der Struktur des Archivs selbst angelegt, sobald es eine kritische Schwelle des Umfangs überschreitet. Der Verlust von Daten ist ein immer schon inhärenter Prozess des Archivs. Die Erfahrung im Umgang mit Archiven und Datenbanken zeigt, dass jedes System immer mit den Leerstellen und Brüchen in der Praxis kollidiert. Auch Archivare, diese Garanten einer verlässlichen Dokumentenverwaltung, verstricken sich in den Fallen des Speicherns, Sortierens, Ablegens und

 

Nicht-Wiederfinden. Die elektronischen Medien versprechen jedoch ein Potential an Verfügbarkeit, das schon am Anfang der wissenschaftlichen Imagination eine wesentliche Rolle spielte, wie Vannevar Bushs wegweisender Essay »As We May Think« zeigt. [3] Umfassendes Wissen auf Abruf verbindet sich hier endgültig mit dem Vision einer Maschine, ohne jedoch die Geschichte der Wissensproduktion mit all ihren sozialen und historischen Bedingungen zu reflektieren. [4]

Wissen konfigurieren

Dieser Wunsch, alles Wissenswerte (oder gleich ›alles‹) auf Abruf zur Verfügung zu haben, wird jedoch nicht erst mit dem Internet geträumt und auf spezielle Weise realisiert, sondern wurzelt in der aufklärerischen Motivation der Enzyklopädisten, findet seine Fortsetzung in den Prozessen der Historisierung des Wissens und verbindet sich im 19. Jahrhundert mit der Auflösung des Buches als dem bevorzugten Speicherort der Wissensproduktion: »Die allmähliche Ablösung der fest gefügten, am Buch orientierten Gedächtnisorte durch Zettelkästen ist verbunden mit jenem Prozess,

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