Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathDouglas
 
Le Détroit (Douglas, Stan), 2001
 
 
 

icon: previous page

drittes Mal gestört. Als sie auf die Büsche vorm Haus schaute, war kein Wind zu spüren. Hastig verläßt sie das Haus. Auf ihrem Weg nach draußen verursacht sie selbst einen Luftzug, der die Schranktür wieder aufspringen und das Blatt Papier zu Boden gleiten läßt. Kurz vor dem Ausgang wird sie einen Fußabdruck hinterlassen. Sie geht zum Auto, nimmt den Scheinwerfer vom Kühler, setzt sich in den Wagen, läßt den Motor an und überlegt. Sie schaltet den Motor wieder ab, steigt aus und stellt wiederum den Strahler auf die Kühlerhaube. Auf dem Weg ins Haus wird sie auf ihren eigenen Fußabdruck treffen, den sie peinlichst auswischt. So setzt sich die Geschichte fort und wird zur endlosen Erfahrung über die Selbstvergewisserung einer schwarzen Frau, vielleicht stellvertretend für die Menschen, die einst das Haus, die Gegend und die verwüsteten Stadtteile Detroits bewohnten, in der der Künstler seine Geschichte angesiedelt hat. »Le Détroit« (frz.: die Meerenge, der Engpaß) ist die sich endlos wiederholende Suche nach einem Geheimnis und nach Hinweisen auf sich selbst, die die Protagonistin nicht mehr ruhenlassen und die sie in der Enge des verlassenen Hauses gefangen nehmen und im

 

immergleichen Vorgang verharren lassen. Stan Douglas inszeniert eine so banale wie komplexe Gruselgeschichte. Ihm gelingt es, das Unheimliche im Film durch suggestive Kameraeinstellungen, die nächtliche, einsame Szenerie, und einen beunruhigenden Soundtrack aus Außen- und Bewegungsgeräuschen zu schüren und zu verstärken und gleichzeitig die kulturell durch Literatur, Film und Fernsehen tradierten Komponenten und Deutungsmuster des Genres, die das Alltägliche unheimlich und fremd erscheinen lassen, zu dekonstruieren. Der Eindruck des Unergründlichen, Halbbewußten und Verschütteten, ja die tragische Verstrickung werden vom Künstler durch die spezifische Präsentationsweise dieses Filmloops noch weiter gesteigert. Douglas konstruierte für dieses Unterfangen eine komplizierte Installation aus zwei gegeneinander gestellten Filmprojektoren, die die Projektion der Filmschleife auf einer in der Mitte der Projektionsachse aufgehängten, transparenten Leinwand spiegelbildlich verdoppeln. Die identischen Filme laufen minimal asynchron zueinander, sie unterscheiden sich nur durch den Sachverhalt, dass es

icon: next page