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Homage to New York (Tinguely, Jean), 1960Open Reel (Martinis, Dalibor), 1976
 
 
 

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der Begegnung Billy Klüvers mit dem obsessiven Apparatekünstler Jean Tinguely anlässlich ihrer Kooperation bei »Homage to New York« (1960) gehört zu den eindrücklichsten Zeugnissen dieser spannungsgeladenen Verhältnisse und Verkörperungen produktiver Dysfunktionalität.

Vom »offenen Kunstwerk« (Umberto Eco) und den musikalischen Praktiken John Cages führt eine Verbindung zu den prozesshaften ersten Videoexperimenten mit der so genannten ›offenen Spule‹, dem ›open reel‹, von SONY für seine CV- und AV-Portapak Halbzoll-Videogeräte, dem ersten portablen elektronischen Format, das ­ einer Legende zufolge ­ von Nam June Paik 1965 im Cafe Au GoGo erstmals der künstlerischen Öffentlichkeit präsentiert wurde.[15] Die 30- oder 60-minütigen Bandlängen, anfangs ohne Schnitt- oder gar Nachbearbeitungsoption, eigneten sich zum mobilen Produzieren und zum Aufzeichnen nicht-dramaturgischer, offener Prozesse. Es handelte sich bei den Bändern von Bruce Nauman oder Vito Acconci um situative Prozesse oder eben ›Haltungen‹, deren Beginn oder Ende keiner filmischen oder theatralischen Logik

 

folgten.[16] Auf besondere Weise demonstriert jedoch die Videoperformance »Open Reel« von Dalibor Martinis (1976), wie die Instabilität des elektronischen Signals, technisch oft bedingt durch die ungleichmäßige Bandspannung, als dezidiert künstlerisches Moment eingesetzt werden kann.

Offene Prozessualität lässt sich also schon beim linearen Aufzeichnungsmedium Videoband erkennen, so dass es nicht verwundert, wenn in Bezug auf die ersten medienkünstlerischen Praxen, sei es als Bandproduktion oder als mediengestützte Installation oder Performance, die Frage nach der Kunst aus Sicht der Traditionalisten gestellt wurde. In der Tat haben Kritiker technologischer Ausstellungen ­ von E.A.T. Mitte der 1960er Jahre bis zur ZKM-Ausstellung »net_condition«[17]17 1999­2000, der ersten großen Überblicksausstellung zu künstlerischer und politisch-sozialen Aspekten des Internets ­ immer wieder einen behaupteten, aber nicht eingelösten Kunstanspruch moniert. Das Dilemma zieht sich durch 40 Jahre Geschichte der Medienkunst: Ist es Kunst oder ist es ›bloßes‹ technologisches Experiment im Rahmen der industriellen Formate? In ihrer medialen Fixierung

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