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geblieben ist. Wenn man bedenkt, dass ebenfalls 1972 beim Neuen Berliner Kunstverein bereits die erste Videosammlung institutionell gegründet wurde und David Ross in den USA ein Jahr zuvor der erste Videokurator am Everson Museum of Art Syracuse [23] geworden war, dann scheint ein wenig das innovative Potential jener Jahre durch, zwischen massenhaftem Vertrieb und künstlerischer Sammlung alle Optionen der medialen Kunst auszuloten.
Die noch ungelöste Frage war: Funktioniert der Vertrieb wie ein Buchverlag, der auf Masse setzt, oder wie ein Filmproduzent, der einen eigenen Abspielmarkt bedient, oder doch wie eine Galerie mit Sammlereditionen?[24] Es setzen sich im Sinne Marshall McLuhans nicht nur die alten Medien in den neuen fort, auch die Produktions- und Rezeptionsstrukturen werden in einem ersten Schritt auf die neuen Medien übertragen.[25] Die Versuche, alte verlassene oder neue öffentliche Orte für diese Kunst zu reklamieren oder zu schaffen, gehört daher auch zu den durchgängigen Charakteristika der Medienkunst.[26] Die Lektion vor allem des letzten Jahrzehnts und seiner mühelosen Integration von Video im
Ausstellungskontext besteht paradoxerweise darin, dass sich das unendlich reproduzierbare Medium Video letztlich doch einer Auratisierung des Kunstwerks nicht sperrt, solange es im Museum als Einzelwerk und installativ ausgestellt werden kann. Aber auch wenn schon früh Einzelfälle etablierter wie jüngerer KünstlerInnen, dem Beispiel Andy Warhol folgend, die Rede vom nicht-auratischen Medium ad absurdum führten, war die grundsätzliche Problematik über lange Zeit dominierend: 1. Bildende Kunst: Das Museum und der Sammler trauten weder dem Kontrakt des Galeristen noch der Zuverlässigkeit der neuen Technologie Video; 2. Film- und Kinomarkt: Die klassischen wie auch experimentellen FilmemacherInnnen kritisierten das in ihren Augen billige und schmutzige Medium Video für seine schlechte Bildqualität gegenüber dem Zelluloid; 3. das Fernsehen hatte von Anfang an ein untrügliches Gespür dafür, dass die Medienkunst auch hinter der schillerndsten Oberfläche immer eine kritische Anti-TV-Haltung transportierte, was schließlich ja auch in dem pointierten Slogan »TV ? VT« der documenta 6 kulminierte.[27]