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überwinden ist. Und im Grunde sind auch Künstlichkeit und Natürlichkeit Reflexionsbegriffe. Sie bezeichnen nicht Gegenstände, sondern Hinsichten, Perspektiven, Relationen.[21] Seit jeher gilt die Umwandlung von Wirklichkeit, neben ihrer Nachahmung, als zentrale Essenz der Kunst – die Schaffung von Wirklichkeit, individueller, kollektiver Wirklichkeit. Die jüngsten Erkenntnisse der Neurobiologie belegen, dass dasjenige, was wir als Wirklichkeit bezeichnen, nur eine Aussage ist über das, was wir überhaupt beobachten können. Jede Beobachtung aber ist abhängig von unseren je individuellen physischen und psychischen Bedingtheiten und wissenschaftstheoretischen Prämissen. Nur in diesem Rahmen können wir beobachten, was uns unser kognitives System – in Abhängigkeit von diesen Einschränkungen – zu beobachten erlaubt.

»Iconic Turn«

Seit wenigen Jahren ist um die Frage nach dem Bild in Medienwissenschaften, Kunstgeschichte sowie den kulturwissenschaftlichen Nachbardisziplinen eine intensive Diskussion entstanden, die in

 

bemerkenswerter Parallele zur rasanten Entwicklung auf dem Feld der Neuen Medien steht. Die Diskussion reicht von Vilém Flusser über Jonathan Crary, Hans Belting, Horst Bredekamp und Martin Jay bis zu Lev Manovich und Oliver Grau[22] und reagiert auf einen kulturellen Wandlungsprozess, der von William J.Mitchell[23] bekanntlich als »Iconic Turn« beschrieben worden ist. Im Verlauf der neuerlichen, nun digitalen Medien- und Bildrevolution erfuhren die jüngsten Bildwelten und ihre prognostizierte Zukunft zwar ebenso feiernde wie beklagende, ja apokalyptische Kommentare von Dietmar Kamper[24] oder Jean Baudrillard[25], so dass die kulturellen Effekte des Medienwandels bislang allenfalls ansatzweise analysiert sind.

Interfacegestaltung wird, um es pointiert zu formulieren, zum Politikum, zum Ort von Medienkunst und Medientheorie. Eben erst ist der Streit entbrannt um ›natürliche‹ vs. ›kritische‹ Interfaces, die uns die medialen und ikonischen Grundlagen verschleiern oder ins Bewusstsein heben. Mit den Parametern Raumorganisation, Arrangement der Freiheitsgrade, Avatargestalt, Narrationsstrategie und – im Falle

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