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Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathImmersion
 
 
 
 
 

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Immersion kann ein geistig aktiver Prozess sein, in den meisten Fällen jedoch – in der älteren Kunstgeschichte wie der jüngsten Gegenwart – ist Immersion mentale Absorbierung, um einen Prozess, eine Passage auszulösen. Kennzeichen ist die Minderung kritischer Distanzierung und eine emotionale Involvierung. Ästhetisches Erleben, das sich auf Distanz- bzw. Denkraumkonzepte beruft, wird durch immersive Strategien tendenziell unterlaufen. Gewinn an Suggestionsmacht erweist sich mithin, mediengeschichtlich betrachtet, als ein Motivationskern der Entwicklung neuer Illusionsmedien überhaupt. Dies scheint der Antrieb, mit neuen Suggestionspotentialen die Macht über die Betrachter zu erneuern, um immer neue Regime der Wahrnehmung zu errichten. Erst ein komplexer historischer Überblick zeigt eine Abhängigkeit zwischen den Suggestionspotentialen historischer Illusionsmedien und den überlieferten Medienkompetenzen ihrer zeitgenössischen Seher. Und dennoch ist der Gedanke, der Mensch könne in einen vorsymbolisch und vor-medial erlebten Naturzustand im Sinne Rousseaus zurückkehren, also symbolische Vermitteltheit zum

 

Verschwinden bringen und Unmittelbarkeit finden, letztlich Illusion.

Obgleich bereits sechsjährige Kinder die Fähigkeit entwickelt haben, zwischen Wirklichkeit und ›Als-Ob-Welt‹ zu unterscheiden[20], existiert in der westlichen Kunst- und Mediengeschichte eine stete Suchbewegung, diese Scheidung wieder und wieder mit neuesten bildlichen Mitteln zu verwischen, zu negieren, die Grenze aufzuheben. In keinem Fall jedoch ist Kunst fähig, die Wirklichkeit vollständig zu reproduzieren, und zudem müssen wir uns stets gewiss bleiben, dass es einen deutungsfreien Zugriff auf Wirklichkeit nicht gibt, wie dies bereits das Höhlengleichnis von Platon zum Ausdruck bringt. Ausschlaggebend sind immer Interpretationen. Dies war immer schon eines der großen Themen der philosophischen Systeme der frühen Neuzeit: Und so können die Arbeiten von Descartes, Leibniz und Kant auch als staunenswerte Versuche gelten, die Konsequenzen zu bedenken, welche die Vermitteltheit der Wahrnehmung für den Erkenntnisprozess bedeutet – die stets mittelbare Rezeption, die letztlich, auch durch noch so raffinierte Visualisierung, nicht zu

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