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Als Hans Magnus Enzensberger in den 1960er Jahren kritisierte, dass die Trennung zwischen Produzenten und Konsumenten in den Massenmedien künstlich aufrecht erhalten würde,[7] begann Max Neuhaus gerade mit einer Serie von Rundfunkarbeiten, die das Potenzial der Öffnung demonstrierten. Bei »Public Supply I«, 1966 in New York auf WBAI realisiert, mischte Neuhaus live eingehende Telefonanrufe von zehn Leitungen und verstand sich dabei zwar als Gestalter der technischen Konfiguration, aber nur mehr als Moderator des musikalischen Ereignisses. Sender waren die anrufenden Hörer. Bei »Radio Net« zog er sich 1977 als Künstler noch weiter zurück, indem er die Gestaltung einer elektronischen Automatik überließ. Zugleich thematisierte er Dimension und immanente Ästhetik des technischen Systems ›Radio‹: Die den Kontinent umspannende Ringleitung des US-amerikanischen Radionetzwerks NPR verschaltete er derart, dass Signale darin durch Rückkopplung klanglich transformiert wurden.[8]
Der Rundfunk prägte Musik auch ästhetisch. Indem er potenziell die ganze Welt erschloss, setzte er eine Faszination für das Hören des Globalen, des Fremden, des Vielgestaltigen frei und regte die Phantasie der Künstler an. Rudolf Arnheim beschrieb die Wirkung des Radios 1936 als geradezu bewusstseinserweiternd. »Im Rundfunk enthüllten die Geräusche und Stimmen der Wirklichkeit ihre sinnliche Verwandtschaft mit dem Wort des Dichters und den Tönen der Musik[…].«[9] Radiohörer stellten fest, dass Geräusche eine vorher kaum bemerkte ästhetische Qualität besitzen. Der Hörspieltheoretiker Richard Kolb schrieb diesen Effekt der Entkörperlichung des Klangs zu, die die Hörer unweigerlich zu größerer geistiger Involvierung führe. »Je weniger wir an eine bestimmte Vorstellung von Zeit, Ort, Kostüm, Figuren gebunden sind, um so mehr Spielraum bleibt unserer Phantasie, mit deren Hilfe wir uns die uns gemäßeste Vorstellung machen können. Auf diese Weise nähert sich das Wort in seiner Wirkung der