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Weekend (Ruttmann, Walter), 1930
 
 
 

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zusammengeklebt werden konnte, ermöglichte die erste stringente Klangmontage. Unter großem technischem Aufwand sammelte Walter Ruttmann in Berlin Tonaufnahmen eines Wochenendes. Das daraus montierte Stück »Weekend« changiert zwischen Erzählung und klanglichem Portrait – eine fotografisch inspirierte Hörkunst. Zwar machte er Ansätze, die Struktur nach musikalischen Gesichtspunkten wie Tonhöhe und Rhythmus zu montieren. Der Duktus von »Weekend« ist aber durchgehend erzählerisch; Klangfarbe, Rhythmus und Tonhöhe gestalten die Erzählung nur aus.[16]

Erst 1948, 18 Jahre nach »Weekend« und 71 Jahre nach der Erfindung der Schallspeicherung, war Pierre Schaeffers Ansatz, eine grammofoneigene Kompositionweise zu finden, folgenreich. Die Kompositionshaltung, die hierfür verantwortlich war, beruhte auf zwei Aspekten: Schaeffer konzentrierte sich erstens allein auf die ästhetischen Qualitäten des Geräuschmaterials, schaltete das damit konnotierte Ereignis weitgehend aus. Zweitens oktroyierte er dem Material keine präformierte, übergeordnete Struktur auf. Er hob hervor, dass die ›Musique concrète‹, wie er

 

sie in Abgrenzung zu Kompositionsweisen nannte, die von abstrakten Vorstellungen ausgehen, immer auf der Erfahrung konkreten musikalischen Materials fußt: Während die traditionelle Komposition von der geistigen Konzeption über die Niederschrift zur Interpretation gelangt, beanspruchte Schaeffer für seine Musik den umgekehrten Weg vom Hören der gesammelten Materialien über skizzenartige Experimente zur materiellen (nämlich als fertiger Tonträger fixierten) Komposition.[17]

Klangmaterial kann seiner Meinung zufolge alles sein: die überwiegend geräuschhaften Schallereignisse der Umwelt, Sprachlaute sowie herkömmliche Musik. Durch technische Fixierung werden Klänge zu so genannten ›objets sonores‹, aber erst spezielle Verarbeitungsweisen machen sie zu ›objets musicaux‹. Zu diesen Techniken zählt Schaeffer das Beschneiden einzelner Klänge, die Geschwindigkeitsvariation, das Abspielen aus extra hergestellten geschlossenen Schallplattenrillen, das Rückwärtsspielen und die Schichtung mehrerer Klänge. Der Plattenspieler wird in jenem Moment zum Musikinstrument, in dem man aus seinen spezifischen Möglichkeiten

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