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Lindberghflug (Brecht, Bertolt), 1929
 
 
 

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Übertragung

Das Radio macht Musik und andere akustische Kulturgüter frei verfügbar. Sein Auftreten fiel in eine Zeit, in der ein erheblicher Teil der deutschen Komponisten nach einer neuen Verankerung ihrer Musik suchte und unter Begriffen wie ›Gebrauchsmusik‹ und ›Umgangsmusik‹[2] Versuche anstellte, populärmusikalische Elemente in Kunstmusik zu integrieren und Musik funktional in Alltagssituationen einzubinden.

Partizipation

Mit dem »Lindberghflug« realisierten Bertolt Brecht, Paul Hindemith und Kurt Weill 1929 eine Funkoper, die die Zuhörer am Rundfunkempfänger zuhause einbeziehen sollte. Bei einer szenischen Aufführung in Baden-Baden platzierte Brecht einen Stellvertreter der Zuhörer in Hemdsärmeln auf der Bühne, der Lindberghs Gesangspart übernahm. Für spätere Realisierungen sah Brecht vor, dass sich zum Beispiel Schulklassen mit dem Werk vertraut machen und dann eine ohne den Fliegerpart gesendete Version deklamierend vervollständigen sollten. »Der Rundfunk wäre der

 

denkbar großartigste Kommunikationsapparat des öffentlichen Lebens, […] wenn er es verstünde, nicht nur auszusenden, sondern auch zu empfangen, also den Zuhörer […] nicht zu isolieren, sondern in Beziehung zu setzen.«[3]

Brecht zielte nicht auf ästhetische Gestaltung, sondern auf gesellschaftlichen Lehrwert, was unter anderem von Adorno kritisiert wurde. Aus Adornos Sicht verfehlte jede Musik, die sich auf Elemente populärer und damit vom Warencharakter geprägter Musik einließ, ihr Ziel, das Leben unverfälscht widerzuspiegeln.[4] Brecht wiederum wertete Adornos Position als Ausdruck einer arroganten Elite, die sich (unter anderem durch Musik) ihrer Integrität versichert, während sie vorwurfsvoll, aber de facto tatenlos auf eine ideologisch verblendete Masse der Musikhörer blickt, die fest im Griff der Kulturindustrie ist.

Das Medium Radio stellte Brechts weitgehenden Utopien strukturelle Hindernisse entgegen. Technisch und organisatorisch hatte es sich bereits zu einem Massenmedium entwickelt,[5] bei dem kein effektiver Sendekanal für die Rezipienten existiert.[6]

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