Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMedienkunst im Überblickicon: navigation pathAudio
 
 
 
 
 

icon: previous page

Kontrapunkt, serielle Reihentechniken), der vierte Satz aber auf dem mathematischen Prinzip der so genannten »Markow-Ketten«. Komponisten wie Iannis Xenakis knüpften später immer wieder an diese Verwendung ›nicht-musikalischer‹ Mittel an, indem sie mathematische Disziplinen wie Spiel- oder Chaostheorie zur Partitursynthese heran zogen.

Heutige avancierte Musikprogramme wie Max/MSP oder SuperCollider integrieren Klang- und Partitursynthese in einem System. Wie mit Stockhausens elektronischer Musik gefordert, können Klangfarbe und kompositorische Form mit den gleichen Werkzeugen und daher sehr leicht nach denselben Prinzipien bearbeitet werden. Gleichzeitig hat sich die Vorstellung vom Computer seitdem grundlegend gewandelt. Während Hiller von dem für die frühe Epoche der Künstliche-Intelligenz-Forschung typischen Bild der lückenlosen Formalisierung menschlichen Handlungswissens ausging,[32] soll der Computer den Menschen nun nicht mehr ersetzen, sondern wird ihm als Interaktionspartner gegenübergestellt. Die Vorstellung von der Maschine wandelt sich vom Menschensurrogat zum kooperativen Gegenüber, das

 

weniger durch Perfektion als durch Eigenartigkeit besticht. Interaktive Systeme werden zum Ideen-Pool, ›Interactive Composing‹[33] etabliert die Prozessorientiertheit der experimentellen Musik[34] fest inder Domäne der Musikelektronik und Computer.

Interaktive, prozessorientierte Computertechnologie zieht immer weitere Kreise. In den 1990er Jahren ist neben elektroakustischer Musik aus den Forschungsstudios und der Klanginstallation auch elektronische Club-Musik von prozesshaften Kreationstechniken durchzogen. Autechre verstehen ihre CDs als Ausschnitte aus fortlaufenden Vorgängen.[35] Farmers Manual verdeutlichen den Prozessgedanken, indem sie eine Performance unprätentiös durch das Herausziehen des Audiokabels aus dem Laptop abreißen lassen – als Betonung der Tatsache, dass die gehörte Musik ein Segment aus endlosen automatischen Strukturierungsvorgängen im Computer ist.[36] Markus Popp versteht seine Ästhetik als Resultat digitaler Gestaltungsmittel. ›Electronic Listening Music‹, einer von vielen Genrebegriffen für die Produkte der ›Laptop-Szene‹ um das Jahr 2000, erfordert aus seiner Sicht ein Musikverständnis, das

icon: next page