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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWüsten des Politischen
 
Wavelength (Snow, Michael), 1967
 
 
 

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jeweils aus der einen »Wüste« in die andere »Wüste« herüberschaffen (übersetzen), könnte verschiedener nicht sein. Wo Snows (weitgehend) enthumanisierte Kameraschwenks und -fahrten ganz den technischen Bedingungen des Kameraroboters gehorchen, der »menschliche Faktor« auf die Konstruktion der Maschine, ihre Programmierung, die Auswahl des Standorts und Entscheidungen im Schnitt bei der Reduktion von sechzig auf drei Stunden beschränkt bleibt, ist bei Smithson eine vielteiligere Mischung ästhetischer Entscheidungskriterien zu finden. In einem erst postum veröffentlichten Text von 1971 berichtet Smithson von seinen Erfahrungen mit der »Wildnis des Kameralands«, von der »Wildnis, die die Kamera erzeugt«. Smithson kann sich nicht recht begeistern. Kameras besäßen ein Eigenleben, es sei unschwer möglich, sich eine »Unendliche Kamera ohne jedes Ego« vorzustellen.[59] Smithson phantasiert über einen Horrorfilm mit dem Arbeitstitel »Invasion of the Camera Robots«, in dem zyklopische Kameras ihre Schreckensherrschaft in einem Fotofachgeschäft errichten würden. Die große Frage lautet: Wie geht man mit der unvermeidlichen, zugleich produktiven und

 

zerstörerischen Präsenz von Kameras, von Abstraktionsmaschinen um? Wie verhält sich die Kunst/der Künstler zur Kamera? Keine Lösung. Oder doch? Michael Snows »Wavelength« etwa findet Smithsons Beachtung: Diesem Film sei es immerhin gelungen, den Ozean in einer Fotografie einzutrocknen. Interessiert zeigt sich Smithson auch darüber, dass Snow mit einer »deliranten Kamera eigener Erfindung« in die tatsächliche Landschaft hinausgehe.[60] Damit produziert Snow eine Kamera-Wildnis, die Smithson gleichzeitig suspekt und willkommen sein musste. Gegen Ende seines Textes räumt Smithson indirekt ein, dass die wilden Kameras bei der Arbeit an der Entgrenzung und Dezentrierung der Erzählmuster einer Gesellschaft erheblichen Anteil haben könnten. Diese Überlegungen, elliptisch vorgetragen, stellen eine von Gegen-Narrativen infizierte Form des filmischen und fotografischen Diskurses in Aussicht. Eine Aussicht, die auch die radikale Zergliederung des Subjekts der Wahrnehmung mit einschließt.

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