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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWüsten des Politischen
 
La Région Centrale (Snow, Michael), 1970
 
 
 

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dass aber zugleich die Grenzen des Films die Grenzen der Dezentrierung anzeigen, unterscheidet seine Reflexion über Entgrenzung und Desintegration wesentlich vom Entgrenzungsdiskurs anderer Kinematographen der Wüste.

»La Région Centrale« von Michael Snow

Der kanadische Filmkünstler Michael Snow machte sich mit »La Région Centrale« 1971 an die paradoxe Aufgabe, die menschenfreie Wildnis visuell zu bezeugen, ohne dass ein Mensch anwesend ist. Snow ließ eine speziell konstruierte Kameramaschine, einem Satelliten oder einer Sonde gleich, im unwegsamen Gelände einer kanadischen Gebirgslandschaft installieren. Auf einer speziellen Roboter- Konstruktion mit einem programmierbaren Schwenkarm montiert, zeichnete die Kamera auf sechzig Stunden Film die einförmige, ganz und gar unpittoreske Landschaft auf. Das Material wurde auf drei Stunden zusammen geschnitten, wobei nur dreißig Minuten Menschen »im Bild« sind. Ansonsten ist die Kamera in einer wilden, cinematischen Achterbahnfahrt auf sich selbst gestellt. 1969, also zwei Jahre vor den Dreharbeiten, kündigte

 

Snow an, dass der Film »La Région Centrale« eine »Art von absoluter Aufzeichnung eines Stücks Wildnis« werden wird.[54] Er erwartete von der mechanischen Bewegung der Kamera, dass ihre Ergebnisse einer ersten rigorosen filmischen Dokumentation der Mondoberfläche entsprechen. Zugleich sollte es sich anfühlen wie die Aufzeichnung der »letzten Wildnis auf der Erde«- ein Film, der ins All mitgenommen werden könnte.[55] Nach Abschluss des Films im Jahr 1971, überwogen für Snow die Momente der Ekstase und der Totalität. Es gebe einen Nullpunkt, ein absolutes Zentrum, ein nirwanahaftes Null, das Fehlen der Schwerkraft, eine orgasmische Dimension, das »ekstatische Zentrum einer vollständigen Sphäre.«[56] Solches ent-körperlichte Sehen »jenseits aller subjektiven Finalität« (Raymond Bellour)[57] lässt an die automatischen Aufzeichnungsgeräte und Sehmaschinen denken, die sehen, ohne zu blicken; an ein rein technisches Sehen also, das in diesem Fall aber jeder überwachenden, kontrollierenden, steuernden Funktion fremd bleibt. Es ist, wie Alain Fleischer richtig feststellt, »pointless«, reine Performanz (und damit auch nachgerade naturhaft).[58] Was Smithson und Snow

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