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eine immer größere Zahl von Geldgebern abgegeben werden muss. Gerade im mittelständischen Independent-Kino explodiert die Zahl der Produzenten zur Zeit, und damit implodiert natürlich genau die künstlerische Souveränität von der Schnabels Filme erzählen. »The Cavemans Valentine« ein neuer Independent-Film mit Samuel L. Jackson bringt es auf die Rekordzahl von 16 Produzenten. Man muss sich nur die schiere Zahl von Power Lunches, Handy-Gesprächen und Test-Screenings vorstellen, die stattgefunden haben müssen, um diese Zahl und die dahinter stehenden unterschiedlich motivierten Geldgeber zufrieden zu stellen. Wer unter diesen Bedingungen Geschichten der Berufung zu einsamer Größe erzählt, scheint auch von dem Bedürfnis geleitet zu sein, allen schmerzlich vertraute Verhältnisse als Märchen dementieren zu wollen. Schnabel dreht Anger – und damit den Beginn des Hollywood-Begehrens im anderen Kino um –, statt aus der konkreten gesellschaftlichen Realität der Lüge Hollywoods eine eigene tiefere Wahrheit quasi parasitär abzuleiten, wie Anger, entwirft er ein individualistisches heroisches Märchen, das der

 

zynischen Offenheit, mit der Hollywood mittlerweile von sich selbst erzählt, die Pflicht zur großen Lüge vorhält. Dahinter steht zwar eine reaktionäre Idee, die aber, wie so oft, bei Reaktionären ganz rührend rüberkommt und natürlich den wahren Kern enthält, dass eine aufgerüstete ideologische Maschinerie, die naturgemäß aus lauter verkehrten und verdrehten Spiegelungen der Verhältnisse zusammengesetzt ist, ein reizvolleres, wenigstens welthaltigeres Gegenüber ist als eine zynisch aufgeklärte. Schnabels hilflose Grandiosität ist bei aller Peinlichkeit sicher sympathischer als illusionsloser Zynismus. Vielleicht ist es aber auch nicht der Glanz der Ideologie oder die schöne Konsistenz der Lüge, die ein anderes Kino als Gegenüber ermächtigt hat, sondern eben deren packendes Scheitern im Angesicht eines unerwarteten subjektiven Faktors – und »Traffic« ist bestimmt ein in mancher Hinsicht ideologischer Film, aber kein gescheiterter.

8. Star-quality

Im Winter 2000 moderiert Anette Michelson ein Roundtable mit Stuart Klawans, Richard Peña,

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