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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathPuppen-Körper
Die Medien/Spiele der Puppe [1]
– Vom Mannequin zum Cyborg. Das Interesse aktueller Künstlerinnen und Künstler am Surrealismus.
Sigrid Schade
 
 
 
 
 

 

Die Wiederkehr der Puppe

In den 1970er Jahren und besonders seit Anfang der 1990er Jahren lässt sich eine verstärkte Auseinandersetzung zeitgenössischer KünstlerInnen mit surrealistischen Bild-Motiven – (Schaufenster)Puppe, Körperfragment, Automat, Wachsfigur – beobachten, die zugleich eine Wiederkehr des Figürlichen oder der Körper(fragmente) in unterschiedlichen Inszenierungen und Medien künstlerischer Produktionen beinhaltete, welche außer in der Pop Art in der westlichen Kunst nach 1945 kaum eine Rolle gespielt hatten. [2] Die Puppe – als ganzer Körper und Körperfragment – ist bereits in den 1920er, 30er Jahren eine Projektionsfigur, ein »objet trouvé«, an dem surrealistische Künstler und Künstlerinnen vor allem über die Medien Fotografie und Film das Verhältnis von Repräsentation, Medialität, Wahrnehmung und Glaubwürdigkeit thematisierten. Die Technologieentwic3klung der 1990er Jahre als zentrales Moment neuer Produktions– und Gestaltungsbedingungen auch in der künstlerischen Arbeit hat zu einer intensiven Auseinandersetzung mit neuen digitalen Bildbearbeitungen geführt, die nicht nur von künstlerischer Seite zu einer Wiederaufnahme

 

der Diskussion um Ähnlichkeit und Simulation menschlicher Körper geführt hat. Die Verknüpfung des traditionellen Motivs der Puppe mit dem Automaten und der verlebendigten (oder auch tötenden und getöteten) Androide (und den Drohungen, die jeweils von ihr ausgehen) stellt eine der Vorgeschichten von Cyborg-Fantasien in der zeitgenössischen Medienkunst dar. [3]

Die Tradition der Puppen und der Begriff des Unheimlichen

Die Schaufenster-Puppe [4] , die für lebend gehalten, oder die Puppe, die zum Leben erweckt wird [5] , stellt eine von mehreren Figurationen der historischen Tradition des Maschinenmenschen oder des Automaten dar. [6] Ähnlich wie die Skulptur Pygmalions, eine Frau als Kunstwerk, das seinen Künstler in mythischen Erzählungen zum Schöpfer avancieren lässt [7] , ist die Puppe eine Androide, die durch Liebe/Projektion zum Leben erweckt werden kann. Sie steht somit in der Tradition der künstlichen Frau, die letztlich eine Geschichte der Frage der Täuschung ist, eine Geschichte, die sich in mythischen Erzählungen über

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