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Dunkelkammerhut (Schilling, Alfons)Video-Head-Set (Schilling, Alfons), 1973Head-Mounted-Display (Sutherland, Ivan), 1968
 
 
 

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und ›erfahren‹ so im wörtlichen Sinn ihre Umgebung. Zu ihrer Orientierung, und damit als Handlungsgrundlage, dient ihnen dabei ausschließlich die medial vermittelte Wahrnehmung, nämlich das auf den Kopf gedrehte Abbild der Umgebung im Wageninneren. Technische Innovationen und optische Apparaturen wie die Camera Obscura haben Künstler immer wieder zu einer Auseinandersetzung mit derartigen Wahrnehmungsinstrumenten herausgefordert. Dabei steht aber zumeist nicht wie hier der Aspekt der medial vermittelten Wahrnehmung, sondern vielmehr die Beschäftigung mit optischen Phänomenen im Zentrum des Interesses.

So untersucht Alfons Schilling seit den 1960er Jahren die physikalischen und optischen Gegebenheiten des Sehens und entwickelte infolgedessen so genannte ›Sehapparate‹ zur Erprobung des stereoskopischen Sehens. Es entstanden dabei verschiedene optische Systeme, die sich mit räumlichem Sehen in Verbindung mit Bewegung beschäftigen, wie der »Dunkelkammerhut«, eine große tragbare Camera Obscura, die den ganzen Körper in den Vorgang der Wahrnehmung der Umwelt einbezieht.

 

1973 entwickelt Schilling unter dem Titel »Video-Head-Set« ein Head-Mounted-Display, wie es Ende der 1960er Jahre auch von Ivan Sutherland vorgestellt wurde; eine Apparatur, bei der der Benutzer zwei kleine Monitore vor den Augen trug und damit die Vorstellung haben konnte, sich in verschiedenen räumlichen und zeitlichen Dimensionen bewegen zu können. Allerdings war die verfügbare Technik zu diesem Zeitpunkt noch nicht befriedigend ausgereift, so dass Schillings Entwicklung im Stadium des Prototypen verblieb. Dennoch können diese Sehmaschinen als gedankliche und technische Vorläufer heutiger Virtual- Reality-Konstruktionen gelten. Denn damit zeichnete sich deutlich eine Entwicklung von der bisherigen, technisch simulierten Darstellung von Bewegung zum tatsächlichen Erleben von Bewegung im Raum ab. »Die Grunderfahrung und für die Zukunft der Vision entscheidende Erfahrung ist, dass die apparative Wahrnehmung eine neue Wahrnehmung von Raum und Zeit ermöglicht […]. Mit klassischen Worten: Scheinkörper bewegen sich in Scheinräumen und sind vom Betrachter durch die Apparate steuerbar. Dies ist das Grundkonzept von Cyberspace.«[51]

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