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4\'33\'\' (Cage, John), 1952Watteau; Camerafahrten mit Automobil (Kleinefenn, Florian; Rahmann, Fritz), 1987
 
 
 

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beeinflusst war, ließ sich durch die Erfahrung in einem Isolationstank zu einer seiner wohl berühmtesten Arbeiten anregen. Die Erkenntnis, dass das Fehlen äußerer Einflüsse nicht zu einer absoluten Stille, sondern zu einer Konzentration auf innere Sinneserfahrungen führt, die in der alltäglichen Wahrnehmung unterdrückt werden, ist in das Konzept der Klavieraufführung »4'33''«[48] eingeflossen, die 1952 uraufgeführt wurde. Der Titel entspricht der Dauer des Stücks, während der jedoch kein einziger Klavierton erklingt. Statt die Tasten zu bedienen, klappt der Pianist den Klavierdeckel zu und erzeugt so eine vermeintliche Stille, mehrmals unterbrochen vom Öffnen und Schließen des Klavierdeckels. Was dabei tatsächlich zu hören ist, sind die Zuschauergeräusche wie Rascheln, Husten, Zwischenrufe und dergleichen.[49]

Das Verfahren, die Stille durch hölzernes Klappern kurzzeitig zu unterbrechen, um sie anschließend um so intensiver wieder erfahren zu können, findet auch in der Kunst traditioneller japanischer Klanggärten Anwendung. In einem Bachlauf wird dazu ein Holzgefäß an einer Art Wippe befestigt, das in regelmäßigen Abständen voll Wasser läuft, Übergewicht gewinnt und

 

beim Aufschlagen ein Geräusch erzeugt, das die herrschende friedvolle Atmosphäre kontrastiert, um mit diesem kurzzeitigen kleinen Schock den Genuss an den Klängen des Gartens zu steigern. Unklar bleibt jedoch, ob John Cage dieses traditionelle Verfahren kannte.

IV Wahrnehmungsapparaturen

In der Auseinandersetzung mit Fragen der Wahrnehmung liegt die Anwendung wissenschaftlich geprägter Forschungsansätze nahe. An der Schnittstelle von wissenschaftlichen und künstlerischen Arbeitsfeldern werden einfache, analoge Instrumente bis hin zu technisch sehr komplexen Apparaturen systematisch erprobt und entwickelt. Dabei werden besonders technisch erzeugte Perspektiven untersucht, aber auch Wahrnehmungsräume in bisher nicht sichtbare Bereiche ausgedehnt.

Den Gebrauch von Wahrnehmungstechnologien und deren Einfluss auf unsere Welterfahrung zeigen auf eine ebenso einfache wie eindrucksvolle Weise Florian Kleinefenn und Fritz Rahmann. Für ihr »Watteau«-Projekt haben sie anlässlich der documenta 8 (1987) ein Auto zu einer mobilen Camera Obscura[50] umgebaut

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