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Das Hinterfragen gewohnter Wahrnehmungserfahrungen zeigt sich auch in Versuchen, verschiedene Wahrnehmungsbereiche miteinander zu verbinden oder Sinneserfahrungen im Bereich des Bewusstseins nachzuspüren. Arbeiten wie »Tap Dance«[37] von Willie Walker oder »Tunnel«[38] von Thomas Demand (1999) verweisen auf die Verknüpfung von Sinneswahrnehmung und kognitiver Erfahrung. Indem sie gezielt Assoziationen hervorrufen, spielen sie auf Wahrnehmungsmechanismen an, die zwar fast unweigerlich bestimmte Eindrücke auslösen, jedoch physisch nicht repräsentiert werden. Das, was man wahrzunehmen glaubt, wird eigentlich nicht gezeigt. Willie Walker spielt mit dem ergänzenden Wissen der Betrachter, wenn er einen Steptanz aufführt, bei dem aber nur sein Oberkörper im Bild zu sehen ist und er die Geräusche dazu mit dem Mund erzeugt. Thomas Demand geht noch einen Abstraktionsschritt weiter, wenn er den Betrachter auf eine Kamerafahrt durch das Papiermodell des Tunnels schickt, in dem Prinzessin Diana bei einem Autounfall
tödlich verunglückte. Das gespeicherte Bildwissen aus den massenmedialen Wiederholungen der Bilder vom Unglücksort löst beim Betrachten das Gefühl aus, Zeuge der Situation zu sein, die zwar real kaum jemand gesehen hat, die aber Teil des kollektiven Bewusstseins zu sein scheint.
Im Gegensatz zu eher analytischen Beobachtungen in den visuellen Medien nehmen Künstler wie Jan Peter E. R. Sonntag in seiner Installation »modern minimal disco« (seit 1995) oder Granular Synthesis in ihrer Performance »POL« (1998) direkten Einfluss auf die physische Wahrnehmung der Rezipienten und erzeugen synästhetische Erfahrungen. Mit der Übertragung von Sinneseindrücken von einem Medium in ein anderes, wie der Umwandlung von Klang in Vibration, wird die ansonsten typische Kopplung von deren Darstellungsweise an bestimmte Medien durchbrochen und in andere Bereiche ausgedehnt. In Installationen oder Performances machen sie Klänge körperlich spürbar und fügen dem akustisch Wahrnehmbaren eine zusätzliche sensorische Qualität hinzu.