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der als Historisierung des Wissens verhandelt wird. Die Referenzsysteme des Wissens, die Ordnungen des Wissens selbst werden als historische Größen begriffen, die Vorläufigkeit und permanente Revision alles Wissens postuliert.« [5] Wissen wird mobil, erweiterbar, re-kombinierbar. Der Zettelkasten als Medium ist ein Schritt zum rechnergestützten Wissen und hat literarisch am eindrücklichsten im Fragment gebliebenen Hauptwerk Walter Benjamins, dem »Passagen-Werk« seinen wissenstheoretischen Niederschlag gefunden. Für Benjamins Werk schon bot sich die Gliederung nach Themen und Schlagworten, sortiert allein durch das Alphabet als einzigem ›Ausweg‹ aus der hoffnungslosen Fülle des Materials, das in keine lineare und kohärente literarische oder theoretische Erzählung mehr gezwungen werden konnte und sollte. [6] Der Zettelkasten entsprach dieser Theorie und Ästhetik des Fragments und unterlief zugleich schon das, was Michel Foucault später als die allseits wirkende Disziplinierung des Wissens identifizierte. Doch die Modulierbarkeit und Rekombinierbarkeit des Zettelkastens bietet noch kein pragmatisches Modell der Verknüpfung von Wissen jenseits der Begriffe.

 

Schon Benjamin wusste, dass dem Wissen unter neuzeitlichen Bedingungen begrifflich und mit Taxinomien allein nicht beizukommen war, sondern dass ein Verständnis gesellschaftlicher Prozesse und des Warencharakters der Erscheinungen auch von der Deutung von Bildern ähnlich der Traumanalyse Freuds ausgehen muss. Seine Konzeption, darin Aby Warburg verwandt, beruhte fundamental auf einem Begriff der visuellen Konstellation – und bildet damit bis heute eine Brücke zu den medialen Künsten. [7]

Benjamins Fokus lag auf den Experimenten der Avantgarde in Russland und nicht auf anderen zeitgenössischen Künstlern wie James Joyce mit seinem sprachlichen wie formalen universalistischen Text »Ulysses« oder den von Dada und Surrealismus beeinflussten Filmemachern mit ihrer assoziativen Montage von bewegtem Bild. Peter Greenaway verdeutlicht in der Synopsis zu seinem Film »The Falls>« (1980) das Interesse an anderen Ordnungen, wenn er schreibt: »Selection by alphabet is random enough, for what other system could put Heaven, Hell, Hitler, Houdini and Hampstead in one category?« Eine sprachliche

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