Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathMapping und Texticon: navigation pathArchiv/Karte
 
 
 
 
 

icon: previous page

topologische Konstitution einer objektiven Universalgeschichte des bewegten Bildes nicht nur zu denken, sondern auch exemplarisch umzusetzen ist.

Universale Bildspeicher

Die quantitative Beschränkung auf eine kleine, endliche Menge von ›Dingen im Gebrauch‹ könnte nun jenseits der begrenzten Ressourcen eines Künstlers in eine ebenso universale Dimension erweitert werden. Das Institut für wissenschaftlichen Film (IWF) in Göttingen hatte tatsächlich das Projekt einer »Encyclopedia Cinematographica« als umfassende filmische Dokumentation von Bewegungsabläufen ab 1952 bereits angefangen: »Eine Matrix sollte die Bewegungsformen aller Gattungen erfassen und diese exemplarisch als Bewegungspräparate von ca. zwei Minuten Länge darstellen.« [16] Die Hybris eines solchen Unterfangens wird in dem Moment erkennbar, wo die beteiligten Forscher von ihren »Kinematogrammen« als »Präparaten« sprechen. Der Gründer des Projekts, Gotthard Wolf, dachte tatsächlich auch an hunderttausende von solchen »Präparaten«, um damit universal Bewegungen klassifizieren zu können. [17] Das

 

Projekt einer Datenbank visueller Lexeme musste zwangsläufig an diesem enzyklopädischen Anspruch quantitativ scheitern. Doch auch schon vom Ansatz her ist eine lexikalische Isolation von Bewegungsabläufen zur Erforschung der kontextuellen Konstitution von »Verhalten« und Wirklichkeit ungeeignet. So wie die Grammatik keine Aussagen über Sprache im Gebrauch und kontextuelle Semantik zulässt, können »Kinematogramme« auch nicht den Bereich einer beschränkten visuellen Syntax überschreiten. Dennoch ist die Vision faszinierend, an einem Lexikon zu arbeiten, das zeitbasierte Dokumente umfasst und möglicherweise auch dynamisch konfiguriert wäre.

Die Datenbank ist nach Lev Manovich die kulturelle Form des 21. Jahrhunderts. Die Datenbank liefert dabei keine präfigurierten Ordnungen, sondern Listen und Präferenzen der Anordnung, was nach Manovich einem zentralen Paradigmenwechsel gleich kommt. Während in der traditionellen Theorie die syntagmatische Ebene eine explizite Narration präsentiert und die paragdimatische Ebene von Wahlmöglichkeiten (an narrativen Formen) nur implizit vorhanden war, so dreht sich das Verhältnis im Computerzeitalter um: die

icon: next page