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Gegenteil der Absicht. Wer den Code solcher Karten entzifferte, stand nicht mehr innerhalb der Geschichte, sondern ihr gegenüber. Er konnte in der Geschichte blättern und sie als Code erkennen. Die Nachgeschichte hatte begonnen. [35]

Es entstanden so historische und enzyklopädische Atlanten, die für Flusser schließlich zum »Tod des Humanismus« beitragen, aber zugleich auch eine »neue Einbildungskraft« produzierten. Diese Einbildungskraft sah er in der Codifizierung von Menschen zu Inhalten von Atlanten am Werk. Sie findet ihren Niederschlag auch in den Tools der geopolitischen Strategen mit ihrem machtpolitischen Drang, den Zugang zu elektronischen Kartografierungen zu kontrollieren. Nur wer in Echtzeit eine möglichst exakte Verortung von Menschen und Dingen sich auf den Bildschirm holen kann, ist in der Lage, heute Kriege zu gewinnen. Diese Sicht der Dinge ist in der Folge von Paul Virilio seit dem Golfkrieg in vielen Foren und Publikationen dargelegt worden. So richtig diese Analysen auch sein mögen, an dieser Stelle interessiert aber das Potential der ›neuen‹ Imagination, jenseits des Militärischen auch andere Karten für einen demokratischeren und

 

partizipativen Gebrauch zu entwerfen.

Alternative Visualisierungen

Die Idee zu einem alternativen Modus der Wahrnehmung von Bildern ist nicht neu (siehe die »Galeriebilder« von David Teniers D.J. um 1651). Die Reihung von Bildern im Raum ist natürlich in unendlich vielen Ausstellungen, Privaträumen oder auch Wunderkammern durchdekliniert worden. Der entscheidende mediale Bruch ereignet sich aber im 20. Jahrhundert mit der massenhaften Verbreitung von Kunst- und anderen Katalogen und Bildatlassen. Die Basis dafür ist die massenmediale fotografische Reproduktion, wie es Walter Benjamin in seinen Untersuchungen herausgearbeitet hat. Das Kunstwerk in seiner technischen Reproduzierbarkeit ist neben dem Film eben auch die Katalogreproduktion, die ein wesentliches Medium einer neuen Bild- und Kunstgeschichte wird, deren Ort nun nicht mehr der Kunstraum ist, sondern der Vorlesungssaal oder das private Studio und Zuhause. Unter diesen medialen Voraussetzungen entstanden die berühmten Bildkonstellationen Aby Warburgs in seinem

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