Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWieland
 
 
 
 
 

icon: previous page

Dass Erfahrung Übersetzung erfordert, um in Zusammenhang gebracht werden zu können, ist das Argument, das die Historikerin Joan Scott in ihrer viel diskutierten kritischen Abhandlung »The Evidence of Experience« vorbringt. Entsprechend der traditionellen Auffassung der Art, wie Erfahrung gesammelt wird, ist »Sehen der Ursprung des Wissens. Schreiben ist Reproduktion, Übertragung – die Vermittlung von Wissen, gewonnen durch (visuelle, körperliche) Erfahrung.« [15] Somit wurde Erfahrung traditionell nicht als ein Interpretations-, sondern als ein Auswahlprozess aufgefasst. Ein solcher Ansatz naturalisiert Identität und damit auch Differenz. Darüber hinaus dekontextualisiert er Widerstand, indem er dessen Quelle innerhalb »der Natur« gewisser Individuen verortet und gleichzeitig außer Acht lässt, wie diese Identitäten entstanden sind. Daraus folgt nach Scott: »die Evidenz der Erfahrung, ob durch eine Metapher der Sichtbarkeit oder in irgendeiner anderen Form gewonnen, die Bedeutung als transparent auffasst, bekämpft vorhandene ideologische Systeme nicht, sondern reproduziert sie – solche, die davon ausgehen, dass die Fakten der Geschichte für sich selbst

 

sprechen …« [16] Stattdessen schlägt Scott vor, Erfahrung selbst als einen interpretierenden Prozess aufzufassen, der seinerseits Interpretation erfordert, um anderen übertragen oder vermittelt zu werden. Wie gesagt: »Visuelle, viszerale« Erfahrung ist der erste Moment in diesem Prozess, wobei die genaue Beziehung zwischen diesen beiden Formen der Erfahrung unklar bleibt – ein relevantes Merkmal bei einer Betrachtung der Beziehung zwischen Erfahrung und ihrer visuellen Darstellung. Wie kann man der scheinbaren Selbstverständlichkeit einer visuellen Darstellung des Körpers entfliehen? Scott verfolgt verschiedene Permutationen des Begriffes Erfahrung im historischen und literarischen Kontext und gelangt schließlich selbst zu der irreduziblen Verbindung zwischen Sprache und Erfahrung. Sie schreibt: »Erfahrung ist die Geschichte eines Subjekts. Sprache ist der Schauplatz der Darstellung von Geschichte.« [17] Daher schlägt Scott vor, zu berücksichtigen, wie Sprache bei der Schaffung von Subjekten und damit von Wissen angeeignet, situiert und kontextualisiert wird. Aber welchen Status hat der Körper in Beziehung zum Diskurs, und wie läßt sich der Unterschied

icon: next page