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Eindrucks durch die kontrastierende Anwesenheit der Stimme als Abwesenheit für das Auge bzw. als optische Anwesenheit nur in supplementären Effekten einer schattenhaften Spur. Chion spricht in diesem Zusammenhang auch vom »ombre parlant«, wohl wissend, dass Victor Hugo bei seinen spiritistischen Sitzungen auf Gernesey ebenfalls von »bouches d'ombre« sprach. Diesem gesichtslosen, körperlosen, ortlosen »Stimme-Sein« eignet daher immer auch eine numinose Macht, die Aura einer göttlichen Stimme letztlich als »acousmaître«. Vertrauter nennt Chion dagegen die akusmatischen Wesen in Gestalt von Kommentatoren, die sich zwar auch als Off-Stimme nicht im Bild zeigen, die aber dort auch nichts zu suchen haben. Sie werden zu Erzählern (auch Ich-Erzählern), zu Autoren (im Sinne des Auktorial-Erzählers), aber auch zu Antagonisten des Dargestellten, und sind mehr oder weniger dem erzählten Geschehen gegenüber distanziert. Das filmische »acousmêtre« (im Gegensatz zum radiophonen, spiritistischen, psychiatrischen) verweist zugleich immer auf die spezifisch kinematographische Gleichzeitigkeit von Bild und Ton im Unterschied zum

 

Theater, wo der Platz von Szene und Off-Stimme fixiert ist und repräsentiert damit einen anderen Umgang mit Raum und Zeit. So kann eine nicht sichtbare Stimme »anwesend« sein, indem sie zuvor sichtbar war und die sprechende Person nur den Sehausschnitt des Kaders verlassen hat oder eben im nachhinein unsichtbar wird. Eigentlich ist der kinematographische Triumph des »acousmêtre« wesentlich ein Effkt des Unheimlichen der Stimme, die zugleich außerhalb und innerhalb des Bildes sein kann, d. h. letztlich weder drinnen noch draußen verortbar ist: »Das kinematographische Acousmêtre ist seinerseits also zugleich für den Zuschauer off, außerhalb des Bildes, aber gleichzeitig ist es in diesem Bild, hinter dem es hervorkommt und zwar real (im klassischen Kino) oder imaginär (beim Fernsehen oder Autokino etc.). Als ob die Stimme auf der Oberfläche umherstreifen würde, zugleich drinnen und draußen, ohne einen Ort, an dem sie sich festmachen ließe.«[17]

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