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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMarker
 
Le fond de lŽair est rouge (Marker, Chris), 1977
 
 
 

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Für diesen ist die »voix off«, die parallel zu den Bildern montierte Tonspur, eine parasitär den Bildern aufgesetzte Struktur, die sich als Ort aller semantischer Macht behaupten will. Dagegen setzt Daney eine Strategie der »démultiplication (non plus une voix mais des voix)«, eine »politique des voix«, die es den Stimmen erlaubt, als »voix in« ins Bild materiell einzudringen und sich dort in einem visuellen Doppelgänger abzuzeichnen, als »voix out« ihre körperliche Ausstoßung oder Abstoßung zu inszenieren (im Sinne auch einer Pornographie der Stimme), als »voix through« sich im Bild von den Körpern und Mündern abzulösen.[23] Im Werk von Marker finden sich unzählige Beispiele für solche dekonstruktive Desakusmatisation im Sinne einer Kontrastierung des »acousmêtre« seinen defizienten Inkarnationen gegenüber oder besser gesagt: im Sinne einer Ablösung der Stimmen von der Herrschaftsdialektik des Off-on, überhaupt einer Ablösung von körperlichen Wesenheiten, in denen sie sich zu realisieren haben, zugunsten einer freien Zirkulation als Objekte unter anderen Objekten im Bild. Etwa Filme wie »Le fond de l´air est rouge« spielen mit der Figur der

 

»talking heads«, in denen Marker ironisch die rhetorischen Strategien der Volksredner wie z. B. Fidel Castro demontiert. Dieser wird in einer Kette von Wiederholungen in immer wieder derselben Situation gezeigt, wie er umgeben von einem Wald phallischer Mikrophone seine Ansprachen ans Volk ausrichtet, indem er in den Beifallpausen an den beweglichen Hälsen der Mikrophone manipuliert, bis zu der einen Situation, in Moskau, wo die Mikrophone festgeschraubt sind und sich nicht bewegen lassen, woraufhin der Redner, irritiert, ungläubig, ins Stocken gerät, ja zu verstummen droht und seine Stimme sich buchstäblich am Gestell der Rede bricht. Was bleibt dann für die akusmatische Strategie des Filmautors Chris Marker selbst zu folgern übrig? Die vorläufige Antwort auf die implizit gestellte Frage müsste vielleicht lauten, dass Marker die Position des »acousmêtre« als absoluten Signifikanten eines »acousmaître« bzw. als Position eines absoluten Wissens aufbaut, nur um sie zu destruieren, karikieren und in diesem Sinne zu desakusmatisieren: nämlich zu exponieren im Spiel von Verbergung und Entbergung, wie er es auch an sich selbst betreibt mit all seinen

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