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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathGraham
 
 
 
 
 

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auf eigentümliche Weise lebendig wird – es »huscht vorbei« und gibt in diesem Augenblick das zu erkennen, was für die Gegenwart unmittelbare Relevanz besitzt: »Auf den Begriff einer Gegenwart, die nicht Übergang ist, sondern in der die Zeit einsteht und zum Stillstand gekommen ist, kann der historische Materialist nicht verzichten. […] Wo das Denken in einer von Spannungen gesättigten Konstellation plötzlich einhält, da erteilt es derselben einen Schock, durch den es sich als Monade kristallisiert« [36] .

Deleuze dagegen geht vom modernen Kino als einer »besondere(n) Verbindung von losgeketteten Bildern« aus und fragt nach einem Denken, das in dieser Verbindung entspringt. Dieses Denken wird bestimmt als »eine Macht, die nicht schon von jeher existiert«; es entspringe »einem Außen, das ferner ist als jede Außenwelt, und steht als noch nicht existierende Macht einem Innen gegenüber, einem Undenkbaren oder Ungedachten, das tiefer liegt als jede Innenwelt« [37] . D.h., in der Verbindung der losgeketteten Bilder des modernen Kinos wird dem Denken ein »Weltgedächtnis« zugemutet. Beide, Benjamin wie Deleuze, suchen damit in einem Denken,

 

das »außer sich« ist, das Ungedachte und das Undenkbare der Geschichte, und beide suchen/sehen es im Kristall – als achronologische zeitliche Struktur, die einen Schock in sich birgt. »Wir haben es hier mit dem Nicht-Evozierbaren bei Welles, dem Unentscheidbaren bei Resnais, dem Unerklärlichen bei Robbe-Grillet, dem Inkommensurablen bei Godard, dem Unversöhnlichen bei den Straubs, dem Unmöglichen bei Marguerite Duras und dem Irrationalen bei Syberberg zu tun«, erklärt Deleuze, und allgemein: mit »dem absoluten Kontakt eines nicht totalisierbaren, asymmetrischen Außen und Innen«. [38]

Einen solchen Kontakt erzeugt der Projektionsschirm von Grahams »Cinema« als »irrationaler Schnitt« (Deleuze), der heterogene akustische und optische Situationen und Zeiterfahrungen miteinander korreliert, ohne dass sich die damit erzeugte Spannung in einer Aktion fortsetzen könnte. Bezogen auf die Unauflösbarkeit dieser Spannung erklärt Deleuze: »Ihre Funktion besteht darin, etwas begreifbar zu machen, und im allgemeinen nimmt man an, dass sie etwas Untragbares und Unerträgliches fassbar macht. Dabei handelt es sich

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