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DAN GRAHAMS »CINEMA« UND DIE FILMTHEORIE
Gregor Stemmrich
 
Cinema (Graham, Dan), 1981
 
 
 

 

Dan Graham, der in den 1960er Jahren mit konzeptuellen Arbeiten begann, ist heute vor allem durch seine hybriden architektonischen Entwürfe und Skulptur-Pavillons aus Zwei-Wege- Spiegelglas bekannt, die er seit 1978 entwirft. Diese sind einerseits als Denkmodelle konzipiert, die eine kritische historische Perspektive eröffnen [1] , zum anderen sind sie als konkrete Erfahrungsmodelle gedacht, die den Betrachter/Besucher in ein komplexes Zusammenspiel von Spiegelungen, Transparenzen und unterschiedlichen Beobachterpositionen verstricken. Sie setzen keine speziellen historischen Kenntnisse und nicht einmal ein Kunstinteresse voraus, sondern eröffnen ein leibhaftes Verständnis kultureller und psychologischer Wahrnehmungsdispositionen.

In manchen Skulptur-Pavillons gelingt die Integration der Bestimmungen des historischen Denkmodells und des Erfahrungsmodells primär emblematisch. Zu den Entwürfen, in denen diese Bestimmungen jedoch effektiv zusammenfallen, zählt Graham an erster Stelle sein »Cinema« von 1981, das bis heute nur als Architekturmodell existiert. Grahams »Cinema« ist integraler Bestandteil eines typischen

 

Bürogebäudes, dessen »glass curtain wall« aus Zwei-Wege-Spiegelglas besteht. Dieses hat die Eigenschaft, auf der Seite, auf der in einem Moment mehr Licht ist, zum Spiegel zu werden und für einen Betrachter auf der dunkleren Seite zu durchsichtigem Glas. In den Firmenarchitektur erzeugt es (im Gegensatz zu dem früher verwendeten durchsichtigen Glas) den Eindruck einer psychologischen Abschottung nach aussen.

Das »Cinema« befindet sich im Erdgeschoss eines Eckgebäudes, in dessen zur Straßenecke gelegenen Kante ein leicht gebogener Projektionsschirm aus Zweiwege-Spiegelglas eingepasst ist. (Im Modell sieht man anstelle des Zylindersegments nur eine flache Scheibe.) Der Projektionsschirm ist von außen sichtbar und durch normales Glas zur Strasse hin geschützt. Die Sitzreihen des quadratischen, diagonal ausgerichteten Innenraums bilden eine Schräge, wobei sich die untersten Sitzreihen 7 Fuss (ca. 2,10 Meter) unter der Projektionswand befinden. (Im Modell ist dieser Abstand nicht genau wiedergegeben, da man sonst eine Art Kellergeschoss hätte bauen müssen).

Der Passant auf der Strasse hat die Möglichkeit,

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