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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBroodthaers
 
 
 
 
 

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Aussage, die keine über die Zeit und den Ort ihrer Äußerung hinausreichende Bedeutung beansprucht. Anders gesagt, das Performative bezeichnet einen Modus der direkten Ansprache, der die aktuellen Bedingungen dieses Sprechens in den Vordergrund stellt. Eine performative Äußerung stellt gewissermaßen ihren eigenen Sprechakt zur Schau, im Gegensatz zur gewöhnlichen Unterdrückung der auktorialen Stimme in historischen Erzähltexten. Andererseits ist der performativen Aussage, eben weil sie die Kontingenz ihrer Setzung sichtbar macht, jede transzendente Autorität versagt. Dieser Aspekt wurde in den sechziger Jahren als der »Tod des Autors« gefeiert. Doch es bleibt zu sehen, ob Broodthaers mehr als nur ein Lippenbekenntnis zu dieser revolutionären Befreiung der Sprache ablegte.

Die Hand des maskierten Künstlers hält das Buch in unser Blickfeld. Broodthaers, könnten wir sagen, wird durch diese Geste gegenwärtig, doch er manifestiert dabei keine affirmative Präsenz. Nichts wird erklärt außer dem Akt selbst, doch zumindest der exakte Inhalt des Akts bleibt unbestimmt. Das Buch-Objekt wird gleichermaßen vor dem Gerichtshof der

 

Geschichte als Beweisstück vorgezeigt, doch noch ist kein endgültiges Urteil gesprochen. Was diese Proposition letzten Endes »darstellt« oder »figuriert«, ist eine reine Geste des Zitierens. Der Sprechakt wird als »fig. 1« ausgestellt: eine (exemplarische) Figur, ausgewählt aus einem Spektrum verfügbarer Ready-made-hafter Aussagen. Doch »fig. 1« gibt uns nicht den Schlüssel, um den Code zu enträtseln. Dieses »fig. 1« benennt keinen stabiles Referenzobjekt – z.B. die historische These oder das Signifikat von Sadoul –, sondern wird von Broodthaers’ Geste als ein leeres Zeichen in einem diskursiven Netz der Tauschbeziehungen mobilisiert. In diesem Sinne können wir seine Geste strategisch nennen, obwohl wir bislang das genaue Operationsgebiet seiner Taktik noch nicht bestimmt haben. Der Schriftsteller hat nur die Möglichkeit, »verschiedene Formen des Schreibens miteinander zu vermischen, die einen den anderen entgegenzusetzen, und sich nie auf eine von ihnen zu verlassen.« [10] Wie Roland Barthes betonte, ist der performative Akt grundlegend ein Schreibakt. Die Hand des Schreibenden vollführt eine Geste der reinen Einschreibung, losgelöst von jeder Stimme. Und in der

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