Hinweis: Wenn Sie diesen Text sehen, benutzen Sie einen Browser, der nicht die gängigen Web-Standards unterstützt. Deshalb wird das Design von Medien Kunst Netz nicht korrekt dargestellt. Die Inhalte selbst sind dennoch abrufbar. Für größtmöglichen Komfort und volle Funktionalität verwenden Sie bitte die empfohlenen Browser.

Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBroodthaers
 
Cover des Ausstellungskatalogs Marcel Broodthaers. Cinéma (Broodthaers, Marcel), 1968
 
 
 

icon: previous page

einführen. Es zeigt den maskierten Künstler, eingehüllt in aufwirbelnden Rauch, wie er gut sichtbar ein Buch hochhält. [Abb. 3] Bei dem Buch handelt es sich um eine Exemplar von »L’Invention du cinéma (1832-1897)«, dem ersten Band von Georges Sadouls klassischer »Histoire générale du cinéma« aus dem Jahr 1948. Dieses Buch gehörte, mit »fig. 1« bezeichnet, zum Bestand der »Section Cinéma« von Broodthaers’ Museum. Doch bevor ich den Blickwinkel weiter öffne, um mehr von diesem Museumsdekor zu enthüllen, ist ein kurzer Einschub angebracht. [8] An dieser Schnittstelle möchte ich vor allem die Verbindung hervorheben, die dieses maskierte Selbstporträt zwischen dem Film, genauer gesagt der Frühgeschichte des Films, und einem enunziativen Modus der direkten Ansprache herstellt. Auf diese Weise wird mit der stummen Geste des Künstlers ein Modell eingeführt, dem wir im Folgenden noch mehrfach begegnen werden.

Nach dieser Ausgangsthese kann ich mir zwei unmittelbare Fragen in bezug auf meinen Ansatz vorstellen. Die erste betrifft einen mehr faktischen Aspekt. Man könnte hier einwenden, dass Sadouls

 

Geschichte in »L’Invention du cinéma« 1897 mit der Erfindung des Films im eigentlichen Sinn abbricht. Es befaßt sich also gerade nicht mit der Geschichte des frühen Films. Dennoch möchte ich behaupten, dass Broodthaers’ wirkliches Thema in dem nicht-synchronen Verhältnis zwischen den beiden Gründungsmomenten der technischen Erfindung des Kinos und seiner industriell-kommerziellen (Neu-)Erfindung besteht. Ich werde erläutern, inwiefern die historische Figur des frühen Films für den Künstler als eine Form der Gegen- Erinnerung gegen die progressive Homogenisierung des öffentlichen Raums »unter den wachsamen Augen der Mamas und Papas von der Industrie« [9] fungierte. Die zweite Frage könnte meine Verwendung des Begriffs »Performativität« betreffen. Diese linguistische Kategorie hat in jüngerer Zeit weite Verbreitung in der Diskussion über zeitgenössische Kunst gefunden, insbesondere im Gebiet der Performance Studies. Für unseren Zweck brauchen wir aber nicht die gesamte historische und theoretische Bandbreite dieser komplexen Debatte einzubeziehen. Vorläufig soll es genügen, das Performative zu definieren als eine

icon: next page