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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBroodthaers
 
Section Cinéma (Broodthaers, Marcel), 1971
 
 
 

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besonderer Art.« [4] Doch schon zwei Jahre später beklagte er die fortschreitende Reduktion des Films auf die bloße Übertragung von Ideen: »So ist in manchen Bereichen der Konzeptkunst der Film oft nur ein banaler Zwischenträger, wo die Idee die Hauptrolle des Themas spielt.« [5] Kunst gleicht sich somit dem Status der Werbung an – wenn nicht das Eingeständnis dieses gegenwärtigen Status der Kunst als Dokumentation von abgedroschenen Ideen eine Möglichkeit bietet, kritischen Boden zurückzugewinnen. [6]

Broodthaers’ filmisches Werk ist daher nicht einfach ein Kino der angehaltenen Bewegung, sondern verhält sich stets in einem permanenten Widerspruch zwischen dem statischen und dem bewegten Bild. Es präsentiert einen Text, der im Prozeß des Geschriebenwerdens begriffen ist und zugleich schon geschrieben worden ist. Ein Text, der die Gegenwart in Gang hält und sich damit im gleichen Moment als Teil der Vergangenheit einschreibt. Die Geschwindigkeit eines solchen Schreibens kann augenscheinlich nie aus dem Gravitationsfeld der Geschichte entkommen. Doch um die eigenartige Temporalität dieser filmischen Methode zu verstehen, müssen wir zunächst die

 

Konturen ihres Raums der öffentlichen Performanz nachzeichnen. Dies möchte ich in bezug auf ein spezifisches, von Broodthaers selbst entworfenes Filmvorführungstheater tun. Ich meine die »Section Cinéma«, die siebte Abteilung seines berühmten fiktiven Museums, des »Musée d’Art Moderne, Département des Aigles«. Das gesamte Museumsprojekt lief über vier Jahre von 1968 bis 1972, und umfaßte zwölf verschiedene Editionen, bevor es auf der documenta 5 aufgelöst wurde. Die »Section Cinéma« bestand zwischen Januar 1971 und Oktober 1972 in einem Keller am Burgplatz 12 in Düsseldorf. [7] [Abb. 2] In einem figurativen Sinn diente dieser unterirdische Raum sowohl als Gründungs- wie auch als archäologischer Ort, in permanentem Wechsel zwischen Auf- und Abbau, Montage und Demontage. In einem wörtlicheren Sinn erfüllte die »Section Cinéma« eine Mehrfachfunktion als Lagerraum, Versammlungsort, Produktionsstudio, Filmtheater und Galerie.

1. »Section Cinéma« – Die stumme Geste des Künstlers

An dieser Stelle möchte ich das erste »Beweisstück«

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