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Umarrangieren der Inhalte, den wechselnden Beziehungen zu institutionellen Kontexten und dem theatralischen Modus der Präsentation gekennzeichnet. Die »Section Cinéma« ließe sich in anderen Worten beschreiben als eine Inszenierung des uneinheitlichen öffentlichen Raums des frühen Kinos; sie wiederholte den ursprünglichen Konflikt zwischen einem performativen und einem reproduktiven Modus des Films, der dem Aufstieg des Studiosystems und seiner industriellen Organisierung der öffentlichen Raums vorausging. Broodthaers’ Inszenierung funktionierte jedoch nur als ein Theater der Erinnerung; die längst in Gang befindliche Erosion der sozialen Erfahrung konnte sie nicht umkehren. Um meine These zu stützen, möchte ich abschließend auf das Filmprogramm verweisen, das Broodthaers in der »Section Cinéma« zeigte. Dieses Programm bot eine bewußte Mischung und Verquickung verschiedener filmischer Genres. An erster Stelle war da ein Quasi-Dokumentarfilm über die Gründung des Musée d’Art Moderne unter dem Titel »Une Discussion Inaugurale« (1968), der einem gewundenen Verlauf folgt und zu keiner Schlußfolgerung gelangt. Der zweite Film,

 

»Un Voyage à Waterloo (Napoléon 1769-1969)«, war eine Kombination aus Reisebericht und historischer Fiktion, in dem Broodthaers mit einer Pappnase auftritt. Drittens schließlich eine Gruppe von »gefundenen« Filmen, die Broodthaers neu geschnitten und arrangiert hatte, beispielsweise »Charlie Chaplin als Filmstar«, sowie Ausschnitten aus Wochenschauen und Werbefilmen. Die Filme wurden auf eine weiße Wandfläche projiziert, auf die Broodthaers in Schablonenschrift die Abkürzungen »fig. 12«, »fig. 2«, »fig. 1« und »fig. A« gemalt hatte. [Abb. 10] Broodthaers’ filmisches Projekt demonstriert letztlich einen Prozeß der kontinuierlichen Disorganisation. Doch gerade damit bietet die »Section Cinéma« eine gewisse Andeutung einer alternativen Öffentlichkeit; sie weist auf einen sozialen Erfahrungshorizont, der anscheinend nur in fragmentierter Form repräsentierbar ist. Die »Section Cinéma« erinnert auf diese Weise an ein unverwirklichtes, utopisches Potential der modernen Technologie – ein Potential, das zudem nur in dem flüchtigen Moment eines angehaltenen Bilds erfaßt ist. Ich habe versucht, zu zeigen, wo diese Interpretation von Broodthaers’

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