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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBroodthaers
 
 
 
 
 

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»schleicht sich in das Spiel der Malerei eine selbstverständliche, banale, tausendfach wiederholte, jedoch fast immer stillschweigende Aussage ein (wie ein endloses, beharrliches Murmeln, welches das Schweigen der Bilder umzingelt, belagert, erstürmt und zum Ausbruch zwingt, um es schließlich auf das Feld der nennbaren Dinge zu treiben).« [23]

Der Modernismus war, wie der akustisch gedämpfte Raum des Museums, eine schweigende Kunst; doch den verdinglichenden Prozeß des Benennens, auf den Foucault anspielt, konnte er nicht aufhalten. Die zeitgenössische Kunst, scheint Broodthaers dagegenzuhalten, hat die Taktik des Modernismus umgekehrt. Sie veharrt nicht mehr im Schweigen, sondern ist von einer Rhetorik infiziert, die die Kunst zu bloßer Werbung für eine gerade modische Theorie macht. [Abb. 9] Kommentare über Kunst reflektieren daher nur die Resultate einer ökonomischen Verschiebung. Was Broodthaers zu dem nüchternen Schluß führte, dass zweifelhaft sei, ob diese Kommentare als politisch gelten können. [24]

Doch wir können das schablonierte Wort »Silence« auch in seinem offensichtlichsten Sinn verstehen,

 

nämlich als Bezug auf die akustische Bedingung von Filmaufnahmen. Und in weiterem Sinne als eine Referenz auf die Geschichte der Filmtechnik: nicht nur in bezug auf die Abwesenheit einer Stimme aus dem Off im narrativen Kinofilm, sondern in bezug auf die völlige Abwesenheit von Geräuschen im Stummfilm. Tatsächlich hat die Sprache nur langsam und allmählich den ausgeprägt nicht-narrativen Bereich des Stummfilms durchdrungen, bis es mit dem Eindringen des narrativen Prinzips in den Film zugleich zu einer Homogenisierung des Raums kam, die mit dem Triumph der großen kommerziellen Studios einherging. Diese Vielfalt am Beginn der Filmgeschichte betraf, wie Rosalind Krauss in einem neueren Essay argumentiert, nicht nur eine differentielle Spezifizität des Mediums. Krauss beobachtete eine Ähnlichkeit zwischen Filmen aus der Pionierzeit des Kinos und Broodthaers’ Filmen mit ihren »ungleichmäßigen, zusammengeklebten Aufnahmen und ihrer flackernden Bewegung.« [25] Dieser Vergleich läßt sich noch einen Schritt weiter führen. Die formale Heterogenität der frühen Filme hatte ihr Pendant in ihrem uneinheitlichen Ort im Raum des öffentlichen Lebens. Das Gleiche läßt sich auch von

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