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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathWiderspenstige Körper
 
Remote Sensing (Biemann, Ursula)Writing Desire (Biemann, Ursula), 2000
 
 
 

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Filmmontagen, der Menschen können als die ästhetische Inszenierung und Ineinanderschaltung eines Diskurses von Migration und Kapitalfluss interpretiert werden, der die verschiedenen Felder mittels dieser gemeinsamen Eigenschaft ineinander schaltet und damit strukturell gleichschaltet: der Rhythmus des Fließbandes, der Fluss des Finanzkapitals aus dem Norden, der Menschen aus dem Süden, die stampfenden und klatschenden Mädchen beim Schönheitswettbewerb, des weiblichen Begehrens, wie es sich in den Liebesliedern artikuliert, die in den morgendlichen Busfahrten oder in der Disco zu hören sind, der Hiebe und Stiche, denen die Frauen zum Opfer fallen: alles ist Effekt dieser Bedingungen von Bewegung und Grenzverschiebung, die voller Widersprüche sind. »Gender spielt für das Finanzkapital eine Rolle«, sagt ein Lauftext, eingeblendet werden Anzeigen von Fabriken, die explizit hübsche Frauen als Arbeiterinnen anwerben und Schönheitswettbewerbe zur Motivation ihrer Angestellten durchführen. Biemann enthüllt nicht nur das Leben an der Grenze als Set völliger Sexualisierung sie zeigt darüber hinaus auch, dass die (Re- )Stabilisierung von Geschlecht

 

immer noch und immer wieder ein Mittel zur Kontrolle, mithin Produktion von Menschen ist. Mit anderen Worten, sie macht evident, dass die globalen Konzerne durch die Arbeitsplatzbeschaffung für Frauen und deren Ermächtigung zu Konsumentinnen einer für sie aufgebauten Vergnügungsindustrie einerseits einen Prozess der Zerstörung patriarchaler Strukturen einleiten, der andererseits wieder gesucht wird unter Kontrolle zu bringen. Ähnliche, ebenfalls durch die Globalisierung forcierte Machtstrukturen enthüllt Biemann auch in ihren Videos »Remote Sensing« (2001), das sich dem Trafficking von Frauen für die Sexarbeit widmet, oder »Writing Desire« (2000), das der Vielfalt des erotischen Begehrens einerseits, der Kommerzialisierung des Körpers und der Wünsche im Zeitalters des Computers andererseits auf der Spur ist.

Biemann zeigt Frauen, vor allem diejenigen aus den armen Ländern des Südens und Ostens, als ausgebeutete Cyborgs, als verkörperlichte Effekte und Symptome des globalen Kapitalismus und seiner Technologien heute, die nicht für alle gleich sind. Trotz dieses tristen Befundes werden aber auch die identitätsverändernden Auswirkungen und andere

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