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Spooky und Mick Harris hatten das schon gemacht. Als wir uns das Original angehört haben, wussten wir gleich, dass das Original perfekt ist; es ist zu toll, um davon einen Remix zu machen. Es erschien uns sinnlos, Samples zu machen und einen Beat drunter zu legen. Deshalb haben wir versucht, Ruttmanns Methode mit modernen Mitteln nachzubauen. Wir sind mit Minidiskrecorder und Datrecorder durch Berlin gelaufen und haben gelauscht: Welche Geräusche sind gleich geblieben, wie Kirchenglocken oder Schritte, welche Geräusche haben sich geändert und welche Geräusche sind dazu gekommen, wie die ganzen technischen Geräusche, die U-Bahn, das Klicken, die Bankautomaten – überall piepst und fiepst es. Aus unserem Material haben wir in einer ähnlichen Länge wie Ruttmann ein Hörstück gebaut. Ruttmann ist eigentlich so ein Prä – Musique Concrète Künstler, der für die damaligen Verhältnisse sehr revolutionär war. Nach ihm kam lange nichts, bis zu Pierre Henry, der Ruttmanns Arbeiten aufgegriffen hat und einen neuen Ansatz daraus entwickelte. Aber wir beziehen uns nicht direkt auf Musique Concrète.

DD: Die Frage ist ja, inwieweit man überhaupt

 

historische Vorbilder heranzieht. Vieles von dem, was interessant ist, entsteht ja völlig a-historisch und wird erst im Nachhinein auf bestimmte historische Vorbilder projiziert, die aber in dem Moment, wo es entstanden ist, vielleicht gar nicht zur Verfügung standen.

RL: Das ist eine Frage, die uns ganz oft gestellt wird, ob wir mit »Krautrock«, mit »Can«, mit »Cluster« und dem frühen »Kraftwerk« etwas zu tun haben. Ich verneine das immer, weil ich die Musik privat nie gehört habe: ich bin mit Punkrock und nicht mit Elektronik aufgewachsen. Aber natürlich habe ich solche Sachen auch gesehen und gehört, so was kam im Fernsehen und im Radio. Ich hab immer viel Musik gehört, auch frühe Kraftwerksachen – ich glaube nicht, dass es möglich ist, außerhalb eines historischen Kontextes zu arbeiten, wenn man nicht in totaler Isolation lebt.

DD: Also ist so etwas eher als kultureller Zeitgeist und als Haltungsfrage existent, aber man bezieht sich nicht explizit darauf. Unterschwellig ist das vorhanden, aber im kreativen Prozess löst man sich davon.

RL: Ja. Es gab eigentlich nie Vorbilder. Ich hab mit Punk angefangen, als ich elf war, und abends habe ich

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