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Berlin. Die Sinfonie der Großstadt (Ruttmann, Walter), 1927Weekend (Ruttmann, Walter), 1930Tri-Ergon Lichtton-Aufzeichnung (unbekannt), 1922
 
 
 

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Typen aus San Francisco, die auch mit Björk zusammengearbeitet haben, Matmos, die haben eine CD gemacht mit Operationsgeräuschen, also Fett absaugen, Skalpelle und so was –

IA: Okay, das wäre dann die 90er Jahre –Version der Musique Concrète ! Was für einen Bezug habt ihr als »to rococo rot« zur Musique Concrète, wenn es überhaupt einen gibt?

Weekend Remix

RL: Da gibt es keinen wirklichen Bezug [2] . In der Anfangsphase der Musique Concrète gab es mehrere Techniken, die benutzt wurden, um Alltagsgeräusche zu verfremden; es ging nicht darum, sie einfach zusammenzusetzen und sie als das zu belassen, was sie sind, sondern man wollte eine gewisse Anonymität, eher die pure klangliche Existenz als ein einfaches Abbild. Das ist eigentlich bei uns nie der Fall: Wir benutzen Alltagsgeräusche immer sehr direkt. Es gibt eine Arbeit von uns, die sich auf ein Hörspiel von Walter Ruttmann bezieht, der in den 20er Jahren und Anfang der 30er Jahre in Deutschland sehr interessante Projekte gemacht hat. Das eine ist »Berlin. Die Sinfonie der Großstadt«,

 

ein Stummfilm, für den er eine eigene Schnitttechnik entwickelt hat. In diesem Stummfilm ist ein typischer Berliner Tagesablauf zu sehen: morgens aufstehen, man sieht Straßenkehrer, dann geht die Arbeit los, Sirenen heulen, Maschinen, Arbeiter, Kaffeetrinken und Feierabend – usw. Ruttmann hat davon außerdem eine Hörspielversion gemacht, die »Weekend« heißt. (Walter Ruttmann, »Weekend«, 1930) Dafür zeichnete er ein virtuelles Wochenende auf. Weil es damals keine andere Technik gab, um Ton zu schneiden, hat er Filmton benutzt; TriErgon heißt die Technik. Er ist mit einem Wagen durch die Stadt gefahren und hat Alltagsgeräusche aufgenommen: Leute bei der Arbeit, beim Spazierengehen oder beim Wandern. Das Interessante ist nun daran, dass er das Material musikalisch geschnitten hat; er hat eine Partitur entwickelt und die Geräusche so geschnitten, dass eine große Dynamik entstand. Dadurch klingt das Hörspiel sehr modern. Es ist eines der ersten aufgenommenen Hörspiele, vorher gab es nur Livehörspiele, bei denen die Schauspieler vor dem Mikrophon sprechen. Der Bayerische Rundfunk hat uns gefragt, ob wir ein Remix davon machen wollen; DJ

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