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Themenicon: navigation pathÄsthetik des Digitalenicon: navigation pathKybernetische Ästhetik
Kybernetische Ästhetik und Kommunikation
Claudia Giannetti
 
Ars Magna et Ultima (Lullus, Raimundus)
 
 
 

 

Die jüngste, von Kybernetik und Informationstheorie geleitete Theoriebildung begreift Information als Schlüsselbegriff zum Verständnis ästhetischer Prozesse. Durch deren Formalisierung möchte man eine Gegenposition zur idealistischen, neukantianischen und metaphysisch orientierten Ästhetik aufbauen. Beschrieben werden daher einige auf den Grundlagen der Kybernetik entstandene Theorien wie die der Informationsästhetik, kybernetischen Ästhetik, generativen und partizipativen Ästhetiken sowie der Rezeptionsästhetik, deren Entfaltungen in enger Verbindung zur damals aufkommenden Computerkunst verlaufen. Sie alle befassen sich mit den fundamental gewandelten Funktionen des Künstlers, dem Begriff der Kunst selbst und der Rolle des Betrachters.

Formalisierungsprozesse und ästhetische Theorie

Die Ansätze von Kybernetik und Künstlicher Intelligenz haben zwar Gegenstandsbereiche der Wissenschaft wie auch ihr interdisziplinäres Vorgehen revolutioniert, dennoch blieb man bestimmten philosophischen Traditionen in der Logik verpflichtet. Am Verlauf der Formalisierungsforschung, die im Mittelalter ihren

 

Ursprung nahm, lässt sich beobachten, wie objektive Wahrheit zunehmend in den Kontext von Logik und Mathematik gestellt wird und sich die Suche nach metaphysischer Wahrheit allmählich Handlungsfeldern im Bereich sinnlicher Wahrnehmung, wie etwa der Kunst, annähert. Anhand dieser Vorgaben lässt sich eine Entwicklung verfolgen, die im Mittelalter mit dem mechanisierten Verfahren logischer Operationen einsetzt und bis ins 20. Jahrhundert führt, das heuristische Techniken in Systemen Künstlicher Intelligenz anwendet.

Die Wurzeln dieser neuen Funktion der Logik liegen in der Theorie des katalanischen Theologen und Philosophen Raimundus Lullus (1235—1315). In seinem Werk »Ars Magna et Ultima« bestimmt er die Logik zu einem Instrument universeller Wissenschaft, mit der wahre Aussagen über die Wirklichkeit formuliert werden können. In seiner Philosophie fließen zwei Ansätze zusammen, zum einen der Versuch, die in unterschiedlichsten Disziplinen verstreuten Wissenschaften zu einer ›cientia generalis‹ zu vereinen, und zum anderen mit dieser Wissenschaft jenen ›clavis universalis‹ zu finden, der den Weg zu einer infiniten

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