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Stadt in Flammen (Schmelzdahin), 1984
 
 
 

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50 Jahre zuvor mit den damaligen Avantgardefilmen. »Waren in den 20er Jahren die Bildenden Künstler zu Filmemachern geworden, so schließt sich in den 70ern dieser Kreis, als die Filmemacher zu Bildenden Künstlern werden. Von der Kritik hoch gelobt entschwindet der Experimentalfilm in den Elfenbeinturm der Bildenden Kunst, weitab vom Publikum.«[16] Seine Beschaffenheit und mediale Funktionsweise bleibt aber auch weiterhin Thema im Experimentellen Film, dessen Bedeutung seit Ende der 1970er Jahre spürbar abnimmt. So inszeniert die Gruppe Schmelzdahin, die sich als ›Filmproduktionskollektiv‹ versteht, zwischen 1983 und 1989 mit ›Found-Footage‹-Material[17] eindrucksvoll die Materialität des Films und zugleich auch dessen ästhetischen Auflösungsprozess. Sie nutzen hierzu ältere Super-8-Filmsequenzen, eine Technik, die längst nicht mehr im alltäglichen Gebrauch ist, sondern deren typischer Einsatzbereich bereits durch die allgemeine Verwendung von Homevideo abgelöst wurde. Das Filmmaterial wird dabei biochemischen Prozessen ausgesetzt, die beim Vergraben im Garten, beim Einlagern im Teich oder bei Überhitzung entstehen. Die

 

Ergebnisse dieser natürlichen Zersetzungs- oder Alterungsprozesse werden dann erneut auf Film kopiert und somit im Stadium ihrer Auflösung konserviert. In »Stadt in Flammen« von 1984 zerschmelzen die Filmszenen durch Überhitzung und erzeugen einen infernalischen Bildeindruck des Verschwindens. »Die Bilder zeigen nicht mehr eine figurativ dargestellte Szene, sondern deren Auflösung als zeitlichen Verlauf.«[18]

Filmzeit

Die Dimension Zeit spielt im Umgang mit audiovisuellen Medien eine besondere Rolle. Die Interpretation einer Fotografie als Abbildung eines einzelnen Momentes oder einer Filmsequenz als Darstellung eines zeitlichen Verlaufs setzt bestimmte Abbildungs- und Wahrnehmungskonventionen voraus. Um Zeit als besonderes, wahrnehmungskonstituierendes Element hervorzuheben, gilt es, die gewohnten Darstellungsmuster in den einzelnen Medien zu durchbrechen oder zu unterlaufen. Besonders deutlich wird dies in den verschiedenartigen künstlerischen Auseinandersetzungen mit dem Illusionsraum Kino.

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