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Magnet TV (Paik, Nam June), 1965Live-Taped Video Corridor (Nauman, Bruce), 1970Tapp- und Tastkino (Export, Valie (Höllinger, Waltraud)), 1968
 
 
 

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entwickelten »Magnet TV« (1965) ermöglichen es dem Zuschauer zum Beispiel, durch ein angeschlossenes Mikrofon oder einen Magneten oszillierende Muster auf einem elektronisch modifizierten TV-Bildschirm zu erzeugen. Typisch für diese frühe Phase ist die interaktive Um-Nutzung, das Détournement[12], von Medien wie TV und Radio, die eigentlich der Distribution dienen. Die darin mitschwingende Forderung nach einer Veränderung der Einweg-Struktur der (analogen) Massenmedien bedeutete eine massive Kritik an der durch den massenmedialen Konsum hervorgerufenen Passivität des Zuschauers.

Parallel zum Übergang von den Happenings zur Performance-Kunst der 1970er Jahre setzten sich andere Interaktivitätskonzeptionen durch. Mittels Closed-circuit-Installationen konfrontieren Künstler wie Dan Graham, Peter Campus und Peter Weibel den Betrachter mit seinem eigenen medialen Bild. Bruce Naumans »Live-Taped Video Corridor« (1970) fällt ebenfalls in diese Kategorie: Hier erfolgt eine radikale Konditionierung des Betrachters. Diese ersten im Kunstkontext erfolgreichen interaktiven Installationen

 

entstanden aus einem fundamentalen Misstrauen gegenüber den noch in den 1960er Jahren angestrebten Idealen von Offenheit und Partizipation: »I mistrust audience participation« wird von Nauman überliefert. Bei den Closed-circuit-Installationen der 1970er Jahre handelt es sich daher weniger um partizipative Projekte als um »Situationen der Reflexion über die Beziehung von Betrachter und Medium«[13]. Im absoluten Gegensatz zu dieser ästhetisch-medialen Selbstreflexion steht Valie Exports berühmtes »Tapp- und Tastkino« (1968), das Interaktivität als direkte, sinnliche, taktile Erfahrung ›begreifbar‹ macht. Export hatte sich in dieser Straßenaktion einen nach vorne und hinten offenen Kasten vor den Brustkorb geschnallt, der es den Passanten erlaubte, durch einen an der Vorderseite des Kastens angebrachten Vorhang zu greifen, um so ihre Brüste zu befühlen. Der Betrachter wird in dieser ›mobilen Installation‹ auf noch drastischere Weise konditioniert als in Naumans ›Korridor‹, und gleichzeitig wird die Grenze von öffentlichem Raum und Privatsphäre radikal in Frage gestellt.[14]

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