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Sedan-Panorama (Werner, Anton von), 1883
 
 
 

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und ermöglichte Reisen durch Zeit und Raum – ein geschlossenes Universum der Illusion. Bereits im Jahre 1800 widmete das Institut de France diesem Medium eine eigene Untersuchung. Sein Zentraleffekt, die »illusion totale«, fand seitens der Kommission einmütige Zustimmung.[10] Die Kunst, so der Bericht, sei in ihrer Verbindung mit der Wissenschaft dem Ziel vollkommener Illusion entscheidend nähergekommen. Hervorgerufen durch die Unmöglichkeit eines Vergleichs mit anderen Gegenständen, werde der von einem rahmenlosen, totalen Bild umgebene Betrachter im Panorama vollkommener Täuschung ausgesetzt. Überdies geriete das Bewusstsein jener Täuschung mit zunehmendem Aufenthalt im Panorama in Vergessenheit. Die Kritik folgte unmittelbar und argumentierte um 1800 zunächst physiologisch – durchaus der aktuellen Diskussion um die Simulatorkrankheit vergleichbar: Geargwöhnt wurde, die Illusion könne die Fähigkeit, Realität wahrzunehmen, nachhaltig mindern.[11] Anders Militär und Politik: Napoleon und Lord Nelson erkannten frühzeitig das Suggestionspotential des Mediums zur Massenbeeinflussung. Bonapartes Plan jedoch, in acht

 

Rotunden im Park von Versailles seine Siege jedermann nahe zubringen, wurde nicht mehr realisiert.

Das Panorama und seine Vorläufer I: Das Sedanpanorama

In Deutschland fand die ›schwarze Seite‹ des Panoramas und mithin des Konzepts der Immersion ihren Zenit erst verspätet, nach dem Krieg 1870–1871 gegen Frankreich. Hierfür paradigmatisch: Das Rundbild »Die Schlacht von Sedan« von Anton von Werner, die sicher teuerste Bildinvestition ihrer Zeit, fand Millionen von Besuchern.[12] Unbescheidene 1725m² maß die Leinwand und transportierte die, wie es im offiziellen Sprachgebrauch hieß, »militärische Geburtsstunde des Kaiserreiches« auf den Berliner Alexanderplatz. Die Eröffnungszeremonie am Sedantag 1883 glich einer politischen Demonstration, zu der neben dem Kaiser, Bismarck und Moltke nahezu die gesamte Machtelite erschien und fast alle großen Tageszeitungen auf ihren Titelseiten berichteten. Die fotoreale Kampfdarstellung, welche die deutschen Angreifer als Verteidiger zeichnete, wurde mit einem ›Faux Terrain‹, einem plastischen Schlachtfeld, verbunden, auf dem

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