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Seit den 1970er Jahren haben Videogruppen wie Top Value Television (TVTV) in dieser Hinsicht in den USA eine politisch engagierte Arbeit geleistet. Das Videokollektiv Paper Tiger TV (Motto: »Smashing the Myths of the Information Industry«) produziert seit 1981 für die offenen Kabelkanäle in New York und San Francisco jede Woche ein engagiertes und humorvolles Magazin. Ihre Gegen-Berichterstattung zum Golf Krieg fand 1991 auch in Europa Beachtung. Deep Dish Television (DDTV), »das erste nationale basisdemokratische Satellitennetzwerk«, verbindet seit Mitte der 1980er Jahre unabhängige Produzenten, Programmmacher, Aktivisten und Zuschauer in den ganzen USA.[27] Paper Tiger TV und Deep Dish Television können daher im Rückblick als Vorläufer von Indymedia bezeichnet werden, einem Zusammenschluss unabhängiger JournalistInnen und AktivistInnen, der seit Ende der 1990er Jahre im Internet über die WTO-Proteste und andere globalisierungskritische Aktivitäten informiert.[28]

In den frühen 1970er Jahren entstanden auch in Deutschland Gruppen und Kollektive, die dem Motto folgten: »Macht euer Fernsehen selber« oder »Wo Fernsehen aufhört, fängt Video an«.

 

Zu den Ersten gehörte seit 1970 die von Herbert Schuhmacher geleitete Gruppe Telewissen aus Darmstadt, die bereits 1972 zur documenta 5 kommunikative Aktionen mit Besuchern durchführte. Vor dem Ausstellungsgebäude platzierte die Gruppe einen Transporter mit Videomonitor und -kamera, um durch direktes Feedback mit den Passanten kommunikative Situationen und »Mikrofernsehen«[29] zu produzieren. In Berlin arbeiteten seit 1969 Michael Geißler und die Videogruppe VAM (Video Audio Medien) und seit 1977 die MedienOperative Berlin e.V. an der Herstellung von Gegenöffentlichkeit. Allen Projekten ist gemeinsam, dass sie zum Teil gegen, zum Teil mit dem Fernsehen eine Öffentlichkeit aus der Sicht von Minderheiten und Betroffenen ermöglichen wollen. Bereits 1977 können sie damit so viel Gehör finden, dass das Fernsehen im Rahmen von »Kultur aktuell« eine eigene Sendung mit Portraits dieser Gruppen produziert und die documenta ihre Kunstsparten um politische und dokumentarische Medienarbeit erweitert. Utopisches Ziel bleibt dabei jedoch die Demokratisierung des Fernsehens durch neue Sende- und Produktionsformen.

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