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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathWieland
 
 
 
 
 

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Begeisterung entwaffnende Leidenschaft hervorgerufen zu haben. Und genau diese Leidenschaft trennt Wieland von anderen strukturellen Filmemachern und sorgt dafür, dass sie analytisch so schwer zu durchdringen ist; denn in vielen ihrer Filme herrscht zwar eine strukturelle Kühle, aber gleichzeitig auch ein glühendes, fast rauhes Beharren auf der Besonderheit von Zeit und Raum, der Signifikanz des Ortes, von dem die Bedeutungsamkeit des resultierenden Ausdrucks hervorgeht. Offensichtlich vereitelt das Emotionale dieser Arbeiten den Versuch, ihre diskursiven Qualitäten heraus zu arbeiten. Ihre Leidenschaft scheint die meisten Betrachter dazu zu ermutigen, eine Gruppe von Filmen für bare Münze zu nehmen, die sich eindeutig nicht auf einfache Übungen in politischer Affirmation reduzieren lassen.

Filmgeschichtsschreibung und die zwei Avantgarden

Ich möchte behaupten, dass die Wurzel dieser Schwierigkeiten nicht in den Filmen selbst, sondern in der Art liegt, wie sie in die Filmgeschichtsschreibung integriert worden sind. In seinem einflussreichen Text »Die zwei Avantgarden« [LI Text Wollen] nahm Peter Wollen eine nahezu unüberbrückbare Trennung

 

zwischen zwei Tendenzen innerhalb des avantgardistischen Films der 1960er und 1970er Jahre vor. Die von ihm so genannte »Co-op Bewegung« stammte aus Nordamerika und war so eng mit den Traditionen und Imperativen der Kunstwelt verbunden, dass sie versuchte, Greenberg’sche Kriterien der modernen Malerei auf die Untersuchung eines Mediums anzuwenden, das wesentlich aus Licht, Zelluloid und Zeit besteht. [8] Dies hat nach Wollens Einschätzung zu einem Essentialismus, einer Ontologie nicht des pro-filmischen (wie es in dem realistischen Projekt à la Bazin der Fall ist), sondern des filmischen Prozesses oder dem, was er »reinen Film« (pure film) nennt, geführt. Es ist kein Zufall, dass auch David E. James‘ Kapitel über den strukturellen Film diesen Titel trägt. James‘ Buch »Allegories of Cinema« kann insgesamt als eine Erweiterung von (und Antwort auf) Wollens Modell betrachtet werden, das er auf den amerikanischen Film der 1960er Jahre anwendet. [9] Wie zu erwarten, wird Wielands Werk (von James) dem Kontext des »pure film«, der Seite der »Co-op Bewegung« des Paradigmas zugeordnet. Aber was ist Wollens andere Option? Er stellt eine Verbindung zwischen den sowjetischen

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