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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathMulvey/Wollen
 
 
 
 
 

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bzw. mit dem Kino. Unter dem Label Dekonstruktion läßt sich die Arbeit an den Codes aber nicht nur bündeln oder zusammenfassen, sie läßt sich vielmehr – auch heute noch – in neue Begegnungen treiben, die mehr als revolutionären Pathos und kinematografischen Befreiungskampf lesbar machen. Jenseits der Frage einer plakativ-begrifflichen Charakterisierung dieser Strategien lässt sich jedoch festhalten, dass Mulvey und Wollen offenbar an einer spezifisch kinematografischen Produktion von »Intertextualität« interessiert sind, die das Textparadigma in einigen Punkten übersteigt. Damit werfen sie nicht nur die Frage der Zitierbarkeit des Films auf, sondern auch die nach dem Wesen des Films/Kinos. Der Zitatcharakter (der unterschiedlichen Kinobezüge) in »Riddles of the Sphinx« zeigt oder liest sich nicht nur als »buchstäbliche« oder »wortgetreue« Wiedergabe (was immer das in bezug auf das Kino heißen könnte!). Er orientiert sich neben den Analogien zu sprachlichen Signifikationsprozessen auch an jenem Phänomen des Films, das Kracauer 1960 als »die Errettung der äußeren Wirklichkeit« mit bezug auf den fotografischen Charakter des Films beschrieben hatte. [23] Allerdings hat sich die Errettung Kracauers, die das Verhältnis

 

von äußerer Wirklichkeit und Kino umfaßt, gewandelt. Mulveys und Wollens Bezug zur physischen Realität erscheint komplexer, so als ließe sich durch eine Aufnahme von Laura Mulvey hindurch auf ältere Schichten von Erfahrungen blicken (wie z.B. auf die Rezeption eines Hollywood-Stars und zurück auf die griechische Geschichte der Sphinx), und als würde das Kino diese Erfahrung(en) sowohl physisch als auch textuell mitteilen können. Wenn sich mit dem Modell eines anderen Kinos von Laura Mulvey und Peter Wollen schließlich nicht nur die unterschiedlichen Kinotraditionen wie »Rätsel des Kinos« verbinden, sondern auch die unterschiedlichen Diskurse des Kinos (der fotografische, der semiotisch-intertextuelle etc.) einer Begegnung und gegenseitigen Befruchtung zugänglich werden, dann hätte dieses neue Konzept des Kinos seine Möglichkeiten aufgezeigt. Das Kino ist heute aber nicht mehr das Medium mit dem Mulvey und Wollen ihre Hoffnungen noch verbinden konnten, und der Film »Riddles of the Sphinx« ist kein häufiger Gast der Leinwand, sondern er lagert schwer zugänglich in den Archiven. Neben den vielen Vorteilen, die Wollen fürs Kino aufzählte, hat es in seiner Bindung ans Celluloid auch einen

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