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Themenicon: navigation pathKunst und Kinematografieicon: navigation pathBaldessari
 
Empire (Warhol, Andy), 1964Sleep (Warhol, Andy), 1963
 
 
 

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erwarten würde. Vielmehr reflektieren sie Eisensteins Prinzip der »Typage«, die in konventionellen Filmen durch die Besetzung mit bestimmten Schauspielertypen und die Wahl des Drehorts realisiert wird. Allgemeiner gesagt handelt es sich um ein Prinzip der minimalen Interferenz, durch das die Realität ihre Analogie im Film finden soll. Die vorgebliche Wahrheitstreue der Fotografie ist, wie Michael Taussig erklärt, vergleichbar mit einer sympathetischen Magie, insofern ihr Glaubenssystem auf einer Berührung zwischen den Photonen, die das fotografierte Objekt abstrahlt, und der fotografischen Platte beruht. Andy Warhols Filme »Empire«, »Sleep«, »Eat«, und »Blowjob« gewährleisten augenscheinlich die Kontinuität dieses Kontakts: In ihnen gibt es keine Schnitte, keine Kamerabewegung und ein relativ unbewegtes Objekt. Diese Filme verlangen eine mehrfache »Persistenz der Wahrnehmung«, die das rationale Wissen um die intrinsisch fragmentarische Struktur des Films transzendiert. Das ist der Mythos der »Echtzeit«. Auf diese Weise das Empire State Building zu filmen bestärkt offensichtlich seinen mythischen, existentiellen Status. Im Galeriesystem der neunziger

 

Jahre bereitete Warhols auratische Verwendung der Kamera den Weg für die Integration von Film und Video als aktualisierten Formen der Malerei. Wenn Baldessari einen ähnlichen Ansatz verfolgt, aber ein Sammelsurium banaler Dinge filmt, muß der Betrachter sie ebenfalls als mythische Objekte akzeptieren – oder die dokumentarische Autorität des Films in Frage stellen.

4. Die fotografischen Arbeiten

Im Gegensatz zu seinen Filmen konstruiert Baldessari seine fotografischen Arbeiten typischerweise nach dem Prinzip der Montage. Doch anders als Eisensteins klassische Montagen scheinen Baldessaris Fotomontagen keine Bedeutung zu implizieren. Für sein Rohmaterial benutzt er typischerweise ein Intervalvometer, um Stills von Filmen oder Fernsehsendungen aufzunehmen. Was genau auf den einzelnen Aufnahmen zu sehen ist, bleibt der Willkür des Zufalls überlassen. Die Aufnahmen sind also nicht im üblichen Sinn ›komponiert‹, sondern sie erfassen die Schauspieler – oder die Kamera – in einem Übergangsmoment. Indem er diese Bilder mit anderen, nicht unbedingt ähnlichen Aufnahmen aus anderen

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