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Neighborhood Watch (Hall, Doug)
 
 
 

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Herolds, des ehemaligen Leiters des BKAs, herausgearbeitet: »[D]ie sogenannte ›Rasterfahndung‹ unterscheidet sich von vorhergehenden Fahndungsmethoden wesentlich dadurch, dass sie in Fällen Anwendung findet, in denen nicht nach einem schon identifizierten Täter gesucht werden kann, sondern bei denen ein unbekannter Täter durch Aussieben mittels Merkmalsgruppen von personenbezogenen Daten erst herausgefunden werden muss.« [60] Schon wieder scheint das »Dispositiv des ›Rasters‹« [61] eine zentrale Rolle zu spielen – doch offenbar in einer verschobenen Weise: »[D]ie mit der digitalen Datenverarbeitung gegebene Zäsur [scheint] […] darin zu bestehen, dass die gesamte zukünftige Bevölkerung eines Staates einem einzigen Dispositiv des Zugriffs anheim gestellt wird.« [62] Diesen Zugriff sieht Herold gerade durch die Möglichkeit gegeben, Daten durch »beliebige Verknüpfung […] in allen gewünschten Zusammenhängen und Kombinationen« [63] darstellen und analysieren zu können. Hier zeigen sich die Zusammenhänge zu den oben beschriebenen Verschiebungen des Archivs deutlich. Nicht nur werden Verbindungen zwischen

 

sehr unterschiedlichen Materialien – intermedial – möglich, sondern diese Verknüpfungen erlauben auch, Muster dort zu finden, wo für Menschen keine zu finden sind – ähnlich wie in Verfahren maschineller Bilderkennung. Das bedeutet aber: Das einzelne Bild wird weniger durch seine Produktion mit dem Ziel einer Lokalisierung in einer archivischen Matrix (wie bei den Täterfotos Bertillons) bestimmt, sondern ist ein arretierter Ausschnitt aus einem intermedialen Datenfluss, der heute vor allem durch Videoüberwachung erzeugt wird.

Die Ausbreitung solcher Videoüberwachungssysteme an allen öffentlichen Plätzen, in Einkaufszentren, in Regierungsvierteln etc. begann im Großbritannien der späten 1980er und frühen 1990er Jahre und wird inzwischen in ganz Europa immer üblicher – eine Entwicklung, auf die insbesondere der Künstler Heith Bunting Bezug genommen hat (siehe auch die in »Fotografie nach der Fotografie« präsentierte Arbeit von Dough Hall: »Neighborhood.Watch« [1995]). Videokameras zeichnen erst einmal so viel wie möglich auf. Erst wenn etwas geschehen ist, werden die Bänder durchforstet, Bilder

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