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Themenicon: navigation pathCyborg Bodiesicon: navigation pathTransgene Körper
 
 
 
 
 

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wurde in der Entstehung und Realisierung von »A-Volve« durch die Zusammenarbeit mit dem Biologen Thomas S. Ray forciert. Ray, der über viele Jahre die Biodiversität der Regenwälder Costa Ricas studierte, hatte zu Beginn der 1990er Jahre ein Computerprogramm namens Tierra mit dem Ziel entwickelt, in einem digitalen, siliziumbasierten Medium einen Grad an Komplexität zu erzeugen, der mit der Komplexität von organischem Leben vergleichbar sein sollte. Über wenige einfache Regeln versuchte Ray, in der Perspektive eines starken Reduktionismus des Lebensbegriffs eine synthetische Evolution des ›Lebens‹ im Computer zu simulieren. Obwohl zur Definition von Leben in der Biologie ein ganzer Katalog von Merkmalen aufgeführt wird, z. B. Evolution, Reproduktion, Metabolismus oder Interaktion mit der Umwelt, genügte Ray schon die erfolgreiche Simulation eines isolierten Merkmals, um die künstlichen Kreaturen in Tierra als eigenständige und lebendige Objekte zu bezeichnen. Diesem reduktionistischen Lebensbegriff ließ Ray im Laufe seiner Forschungen eine zunehmende begriffliche Parallelisierung

 

von natürlichen Lebensformen und siliziumbasierten Rechnersystemen folgen. So konkurrierten in Tierra Softwareprogramme um Speicherplatz und Prozessorzeiten, da diese die Kopien ihrer Bitmuster im RAM-Speicher anlegten. Diese ›Replikation‹ wurde durch die CPU (Central Processing Unit) des Computers ausgeführt. Den RAM-Speicher begriff Ray in Analogie zur Funktion von realem Lebensraum, während die CPU-Zeit die Energie darstellte. Genetische Mutationen sollten durch zufällig variierende Bits im Programmcode hervorgerufen werden, um auf diese Weise eine digitale experimentelle Evolution hervorzubringen und im Sinne der Artificial-Life-Forschung Lebensformen jenseits des kohlenstoffbasierten Lebens zu erforschen. [48] Durch die Ausweitung von der Metapher des ›genetischen Codes‹ auf siliziumbasierte Systeme sprach Ray Computerprogrammen eine Form von Lebendigkeit zu, die zu unerwarteten neuen Verkörperungen des ›Lebens‹ sowie der Entdeckung alternativer Seiten der Evolution führen sollte. [49] In der Formulierung seiner Konzepte bediente sich Ray nachhaltig einer naturalisierenden Rhetorik in Form von naturalistischen Erzählstrategien, die eine evidente

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